Randstein mit Graffiti "For Profit" als Symbolbild für die Profitinflation
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  Joel Tölgyes
/ 16. Juni 2023

Ein Teil der Teuerung ist hausgemacht. Unternehmen haben ihre Preise stärker erhöht, als es nötig gewesen wäre, um ihre Kosten zu decken. Dafür bezahlen wir mit einer höheren Inflation als in vielen anderen Ländern: Profite treiben die heimische Inflation in Österreich stärker als in den meisten anderen Ländern der Eurozone. Erhöhte Unternehmensgewinne machten im ersten Quartal 2023 zwei Drittel des heimischen, hausgemachten Teils der Inflation aus. Nur ein Drittel der Preiserhöhungen floss in die Löhne, wie eine neue Analyse des Momentum Instituts zeigt.

Die hausgemachte – nicht importierte – Teuerung stieg im letzten Jahr stark an. Betrug sie im 4. Quartal 2021 noch 1,9 Prozent, lag sie im ersten Quartal 2023 bei 7,3 Prozent. Davon gingen 4,9 Prozentpunkte auf Profite von Unternehmen zurück. Die Löhne machten 2,4 Prozentpunkte aus. Damit liegt Österreich unter den sieben Ländern der Eurozone (20 Mitglieder), in denen Unternehmensprofite die Teuerung am stärksten treiben. Unter den westeuropäischen Ländern liegt nur Spanien vor Österreich.

 

Der Beitrag der Profite zur Teuerung ist mit 67 Prozent deutlich höher als im Eurozonen-Vergleich. Der Durchschnitt der Eurozone liegt bei 55 Prozent. Zwei Drittel der Preiserhöhungen flossen hierzulande in höhere Unternehmensgewinne. Nur ein Drittel geht auf höhere Löhne zurück. Eine Debatte über Lohnzurückhaltung ist in Anbetracht dieser Umstände unverständlich. Um die Teuerung abzubremsen, sollten wir stattdessen über Profit-Zurückhaltung sprechen.

Um den Anreiz für überbordende Preissteigerungen abzuschwächen, empfiehlt das Momentum Institut Übergewinne bei Krisengewinnern stärker abzuschöpfen und auf mehr Branchen auszuweiten. Während manche Unternehmen ihre Profite erhöhen, leiden Haushalte und andere Branchen oder Betriebe unter den steigenden Kosten. Übergewinnsteuern wurden schon in der Vergangenheit dazu verwendet, Krisengewinne und -verluste gleichmäßiger über die gesamte Wirtschaft zu verteilen. Darüber hinaus senkte die Bundesregierung mit Beginn 2023 die Körperschaftssteuer sukzessive. Dadurch entgehen dem Staat mittelfristig rund 800 Millionen Euro pro Jahr im Endausbau. Die Bundesregierung sollte hier gegensteuern und die Körperschaftsteuer zeitweilig wieder anheben.

Gemessen wird der inländische Preisauftrieb – der sich auf Löhne und Gewinne verteilt – mittels des von der Statistik Austria erhobenen “Deflators des Bruttoinlandsprodukts”. Der bekanntere, heute ebenfalls veröffentliche, Verbraucherpreisindex erfasst ausschließlich Konsumgüter und -dienstleistungen. Im Gegensatz dazu enthält der BIP-Deflator auch andere inländische Preise – jene für Investitionsgüter, Exporte und staatliche Dienstleistungen. Importgüter sind nicht enthalten, weswegen er als umfassenderes Maß für den inländischen Preisauftrieb gilt.

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