Die Wirtschaftsflaute hat Österreich fest im Griff. Unsere Karte zeigt, welche Betriebe seit Anfang 2023 einen Personalabbau bekannt gaben. Wir empfehlen daher ein Konjunkturpaket für wirtschaftlichen Aufschwung.
Wirtschaftsprognosen, Industrieproduktion, und die Einkaufslust der Menschen in Österreich befinden sich im freien Fall. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage kündigen Betriebe laufend an, Mitarbeiter:innen abzubauen. Wir haben Medienberichte zu den betroffenen Betrieben gesammelt und in einer Österreich-Karte dargestellt. Die Suche erfolgte mit dem nach dem Stichwort „Stellenabbau“ von 1.1.2023 bis 24.9.2024. Zudem sind in der Karte Insolvenzen ab 130 betroffenen Mitarbeiter:innen laut Insolvenzstatistik eingezeichnet. Die Zuordnung in der Karte erfolgte nach dem Firmensitz.
Anhand der Karte lässt sich der Wegfall von knapp 10.000 Stellen nachvollziehen, über die heimische Medien im Zeitraum zwischen 1. Januar 2023 bis 24. September 2024 berichteten. Davon fallen 5.059 auf 2023 und 4.479 auf das bisherige Jahr 2024 (von insgesamt 9.538).
Nach Branche fand mehr als die Hälfte des medial beachteten Stellenabbaus in der Industrie statt (57 Prozent). Dahinter folgten der Handel (17 Prozent) sowie Information und Consulting (14 Prozent). In den Medienberichten unterrepräsentiert sind Branchen, in denen der Jobabbau typischerweise keinen großen Wirbel auslöst – etwa die Gastronomie, wenn ein Gasthaus mit fünf oder zehn Mitarbeiter:innen schließt.
Mit Blick auf die Bundesländer fanden sich in Oberösterreich mit 2.651 Mitarbeiter:innen aus 11 Betrieben mit Abstand die meisten Meldungen zum Stellenabbau. Dahinter folgte Wien mit 1.719 Mitarbeiter:innen aus 9 Betrieben und die Steiermark mit 1.690 Mitarbeiter:innen aus 4 Betrieben.
Außerdem zeigt die Karte insolvente Unternehmen ab 130 Mitarbeiter:innen im selben Zeitraum. Von Großinsolvenzen betroffen waren 8.233 Mitarbeiter:innen, davon 70 Prozent im Vorjahr und 30 Prozent heuer. Mit je sieben Insolvenzen machen der Handel (5.285 Mitarbeiter:innen) sowie die Industrie (2.021 Mitarbeiter:innen) den Löwenanteil aus.
Bei der größten Insolvenz des Möbelhauses Kika/Leiner mit Firmensitz in St. Pölten waren 3.296 Mitarbeiter:innen betroffen, verstreut über ganz Österreich. Dahinter folgen der Wiener Handels-Diskonter PEPCO Austria mit 600 Betroffenen, der GemNova Bildungspool (Innsbruck, Freizeitpädagogik) mit 582 Kündigungen sowie die beiden niederösterreichischen Unternehmen Forstinger (552 Mitarbeiter:innen, Handel) und Brucha (504 Mitarbeiter:innen, Industrie).
Das Momentum Institut empfiehlt europaweite Konjunkturpakete und mehr staatliche Investitionen. Zudem müsse die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen rascher senken. Die künftige Bundesregierung kann ihren Beitrag in Österreich leisten: Der Staat sollte selbst wieder leistbare Wohnungen beauftragen und bestehenden Wohnraum sanieren (z.B. Wärmedämmung). Das kurbelt die Bauwirtschaft und die bauabhängige Industrie an. Der Ausbau der Stromnetze, Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher kann die Energiekosten mittelfristig senken, gerade für die energieabhängige Industrie.
Senkungen der Steuern auf Unternehmensgewinne oder der Lohnnebenkosten werden die Insolvenzwelle nicht aufhalten. Das bringt weder neue Aufträge, noch steigert es die Kauflaune der Menschen in Österreich. Der Staat muss es jetzt selbst in die Hand nehmen. Österreich sowie seine europäischen Nachbarn müssen die Wirtschaft in Gang bringen. China habe es gerade mit der Ankündigung eines großen Konjunkturpakets vorgemacht. Der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi hat in seinem Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit für die EU-Kommission ebenfalls einen öffentlichen Investitionsturbo gefordert.