Symbolbild Teuerung
/ 20. Juni 2022

Die Teuerung ist eine Verteilungsfrage. Wer schneidet sich ein größeres Stück vom Kuchen ab? Wer muss sich um weniger Brösel raufen als bisher? Auszugleichen und für einen fairen Umgang zu sorgen, das ist Aufgabe der Politik. Angesichts der größten Teuerungswelle seit vierzig Jahren haben das die Ärmsten im Land, genau wie die untere Mittelschicht, bitter nötig.

Hohe Preise machen das Kuchenstück der meisten Menschen deutlich kleiner. Menschen mit wenig Einkommen gehören dazu, aber auch alle Beschäftigten, deren Kaufkraft heuer so stark sinkt wie seit Jahrzehnten nicht. Die Regierung ist aufgewacht, bringt ein Entlastungspaket mit. Sie lindert die Folgen der Teuerung zeitweise, indem sie Feuerlöscher verteilt: Einmalzahlungen.
Die helfen akut – aber nur einmal. Der Teuerungsbrand schwelt weiter. Die Preise bleiben hoch. Spätestens am Ende des nächsten Winters ist die Wirkung verpufft.

Für 1,2 Millionen armutsgefährdete Menschen in Österreich braucht es eine nachhaltige Lösung: Sozialleistungen, die gegen die Armut schützen. Dazu fehlen einer Mindestpensionistin heute im Monat 180 Euro. Wer einen Job sucht oder Sozialhilfe beziehen muss, hätte im Schnitt knapp 400 Euro mehr nötig. Die Regierung will mit ihrem Paket zumindest verhindern, dass die meisten Sozialleistungen durch die Teuerung künftig entwertet werden. Doch sie gleicht den Kaufkraftverlust der letzten Jahrzehnte nicht aus. Allein mit der Familienbeihilfe kann man sich dank Inflation heute um knapp ein Drittel weniger kaufen als noch im Jahr 2000. Jede alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern spürt das.

Braucht der Finanzminister zusätzliches Geld, kann er sich das bei den Gewinnern der Teuerung abholen. So manches Unternehmen nutzt die Gunst der Stunde, reizt jede Möglichkeit für höhere Preise aus. Große Energieerzeuger gehören dazu, schreiben deshalb Rekordgewinne. Vermieter nehmen die Inflation zum Anlass, kräftige Mieterhöhungen durchzusetzen.
Eine Übergewinnsteuer auf die Rekordgewinne der Energiekonzerne fehlt bisher. Italien, Griechenland und Großbritannien zeigen vor, wie das geht. Der Staat kann auch direkt in die Preise eingreifen, um den hausgemachten Teil der Teuerung gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Den Strompreis senken, so wie es Spanien, Portugal oder Frankreich derzeit vormachen. Die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel senken. Oder bei Mieterhöhungen eine Zeit lang die Pausetaste drücken. All das würde helfen, damit die Teuerung die Kuchenstücke nicht so krass nach oben umverteilt.

 

Dieser Text erschien zunächst als Teil eines "Pro und Kontra" in der Kleinen Zeitung.

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