Anlässlich des heurigen Equal Pay Days, analysieren wir den Gender Pay Gap – sprich die geschlechtsspezifische Lohnlücke – innerhalb von Beziehungen. Denn einfach nur das Lohngefälle von Frauen und Männern über die breite Gesellschaft hinweg zu analysieren, greift zu kurz, um die vielschichtige Benachteiligung von Frauen durch den Gender Pay Gap zu verdeutlichen. Anstatt also, wie für den Equal Pay Day üblich, das Gehalt einer Bürokauffrau mit jenem eines Ingenieurs zu vergleichen, geht die Analyse direkt in die Haushalte hinein: Um wie viel weniger wird Frauen im Vergleich zu ihren Partnern gezahlt, welche Auswirkungen haben Kinder und Ausbildung darauf und wie entwickelt sich diese Tendenz über ein Frauenleben hinweg.
Gleiche Arbeit muss gleich bezahlt sein, aber in den seltensten Fällen arbeitet ein Paar im selben Beruf. Ein ungleiches Einkommen geht meist mit einem Machtgefälle einher. Studien belegen, dass finanzielle Abhängigkeit das Risiko von Gewalt in einer Beziehung erhöht, ganz abgesehen von anderen Folgen wie plötzliche Armut(sgefährdung), wenn die Beziehung bricht oder später dann die Altersarmut. Es geht beim Schließen des Gender Pay Gaps auch darum, Frauen und Männer endlich auf Augenhöhe zu bringen – auch in den intimsten Beziehungen. Deswegen ist der Blick in die Haushalte so wichtig.
Vollzeit- und teilzeitbeschäftigte Frauen in Paarhaushalten zwischen 25 und 54 Jahren bekommen im Schnitt rund 40 Prozent weniger gezahlt als ihre Partner, die im gleichen Haushalt leben. Leben Kinder im gleichen Haushalt steigt die Gehaltsschere zwischen den Eltern auf 47 Prozent an. Ohne Kinder im gemeinsamen Haushalt ist es immerhin mit 22 Prozent noch knapp ein Viertel.
Selbst in einem Haushalt, in dem beide Vollzeit arbeiten, bekommt die Frau um 17 Prozent weniger gezahlt. Sind Kinder im Haushalt, beträgt die Lücke 19 Prozent und sind sie noch unter 6 Jahren alt, bekommt die Frau sogar um mehr als ein Fünftel (21 Prozent) weniger Gehalt – trotz Vollzeitbeschäftigung.
Weisen beide Partner einen Hochschulabschluss auf, beträgt der Pay Gap selbst ohne Kinder ein Fünftel (20 Prozent). Sind Kinder vorhanden, sind es sogar 48 Prozent Lohnlücke, mit 52 Prozent bekommt die Frau mit Hochschulabschluss sogar um mehr als die Hälfte weniger Gehalt als ihr Partner, wenn zumindest ein Kind im Haushalt jünger als 6 Jahre alt ist.
Wenn nur die Frau einen Hochschulabschluss hat und somit höher gebildet ist, beträgt die Lohnlücke mit Kindern noch 41 Prozent, bei Kleinkindern sogar 49 Prozent. Selbst ohne Kinder und mit einem höheren Bildungsabschluss bekommen Partnerinnen im Schnitt um 12 Prozent weniger als ihr Partner, der keinen Hochschulabschluss vorweist.
Über alle Paarhaushalte hinweg, ob mit Kindern oder nicht, beträgt der Gender Pay Gap 40 Prozent, haben beide einen Hochschulabschluss liegt er bei 37 Prozent. Immer noch 18 Prozent beträgt die Lücke, wenn um Teilzeit bereinigt wird, sprich sowohl Frau als auch Mann Vollzeit arbeiten. Die Lücke geht sogar auf über ein Fünftel (21 Prozent) auf, wenn beide Vollzeit beschäftigt sind und beide einen Hochschulabschluss haben.
Ungeachtet der Ausbildung und des Stundenausmaßes beträgt der Eltern-Pay-Gap 47 Prozent mit Kindern im Haushalt und 53 Prozent mit zumindest einem Kleinkind (<6 Jahren). Arbeiten beide Elternteile in Vollzeit, beträgt der Gap 19 Prozent (mit Kindern) bzw. 21 Prozent (Kleinkinder). Haben beide einen Hochschulabschluss klafft der Pay Gap mit Kindern im Haushalt bei 48 Prozent und bei 52 Prozent, wenn noch zumindest ein Kleinkind vorhanden ist. Hat nur die Mutter einen Hochschulabschluss schrumpft der Pay-Gap etwas, allerdings nur sehr gering: 41 Prozent beträgt die Lücke, wenn Kinder im Haushalt sind und 49 Prozent mit zumindest einem Kleinkind.
Ebenfalls wurde die Lohnlücke in Paarhaushalten auch nach Altersgruppen beleuchtet. Die Analyse zeigt: Auch in der jüngsten betrachteten Altersgruppe (25 bis 34-Jährige) ist die Lohnlücke zwischen Partner und Partnerin massiv. Egal welche Altersgruppe: Sobald Kinder im Spiel sind, ist der Gender Pay Gap enorm, er wird über die Jahre zwar ein wenig geringer, bleibt aber mit 43 Prozent selbst in der ältesten Altersgruppe sehr groß. Gleichzeitig wächst der Gender Pay Gap selbst bei Paaren ohne Kinder mit dem Alter – von 18 auf 25 Prozent.
Dass Frauen im Vergleich zu ihren Partnern weniger Gehalt bezahlt bekommen kommt nicht von ungefähr. Viel hat damit zu tun welchen Wert Arbeitgeber:innen sowie die Politik, aber auch wir als Gesellschaft, bestimmten Tätigkeiten beimessen. Die Abwertungstheorie besagt, je mehr Frauen in eine Branche oder einen Beruf drängen, umso eher sinkt sowohl das Ansehen des Berufs als auch das Lohnniveau.
Hilfskräfte zählen mit einem Median-Bruttolohn in Höhe von 2.319 Euro pro Monat zu den am schlechtesten bezahlten Berufsgruppen, der Frauenanteil in diesem Beruf liegt bei 65 Prozent. Sieben von 10 Beschäftigten im Dienstleistungsbereich bzw. im Verkauf sind weiblich, monatlich bekommen sie rund 2.406 Euro brutto bezahlt. Demgegenüber stehen etwa Führungskräfte: Nur 3 von 10 Chefs (31 Prozent) sind weiblich, sie haben ein Median-Bruttogehalt von 6.253 Euro.
Dass Frauen doch in eine besser bezahlte Branche wechseln sollen, wenn sie fairer bezahlt werden wollen, ist ein Mythos und hält der Analyse nicht stand. Selbst wenn Frauen als Führungskraft Vollzeit tätig sind, wird ihnen im Schnitt zum männlichen Pendant um mehr als ein Viertel (27 Prozent) weniger bezahlt. Aber auch in einer der am schlechtesten bezahlten Berufsgruppe, den Dienstleistungsberufen und Verkäufer:innen, beträgt die Lohnlücke 23 Prozent, trotz Vollzeitarbeit.
– Verpflichtende Lohntransparenz, auch in der Privatwirtschaft
– Aufwertung von Berufen und Branchen, allen voran Niedriglohnbranchen mit hohem Frauenanteil
– Ausbau flächendeckender, kostenloser und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung
– Verpflichtende Väterkarenz
Die gesamte Analyse gibt es im PDF des Policy Briefs.