Angstsparen in der Krise ist für die Konjunktur Katastrophe
/ 1. Oktober 2020

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Diese Binsenweisheit wird derzeit auf den Kopf gestellt. Die Corona-Pandemie hat eine Sparwut bisher ungekannten Ausmaßes ausgelöst. Zumindest bei denjenigen, die es sich leisten können, etwas auf die Seite zu legen. So konstatierte der Privatkundenvorstand der größten österreichischen Bank kürzlich eine „dramatisch nach oben gegangene Sparquote“. Diese sagt, wieviel Prozent vom Einkommen im Schnitt auf die hohe Kante wandern. Die Österreichische Nationalbank schätzte sie für 2020 auf 13,4 Prozent. Im Vorjahr waren es lediglich 8,3 Prozent.

Was passiert da? Mit jeder neuen Welle an Corona-Infektionen bleiben die Konsumenten mehr daheim. Die Freizeit wird weniger beim Shoppen oder im Gasthaus verbracht, große Anschaffungen hinausgezögert. Forschungsergebnisse aus den USA zeigen eine neue Klasse an „Supersparern“, weil gerade reiche Menschen mit hohen und stabilen Einkommen ihre Ausgaben am meisten reduzieren. Ähnliches spielt sich in Österreich ab.

So verständlich das aus Sicht des Einzelnen sein mag, für die Volkswirtschaft ist es eine Katastrophe. Dass diejenigen, die über Geld verfügen, es nicht ausgeben, ist vor allem für jene Menschen fatal, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Unter den Folgen der Konsumzurückhaltung leiden nämlich vor allem sie, weil sie die Ersten sind, die etwa in Tourismus oder Gastronomie ihre Jobs verlieren.

Gerade weil Besserverdiener in schwierigen Zeiten beim Geldausgeben zurückhaltend sind, muss der Staat einspringen und die klaffende Nachfragelücke schließen. Er sollte das Geld jenen geben, die es am dringendsten brauchen und es vor allem nicht sparen können. Das sind Geringverdiener und Arbeitslose, die fast jeden zusätzlichen Euro sofort wieder ausgeben (müssen). Der Wirtschaft und den Menschen wäre damit am meisten geholfen.

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