Am 7. August war ‚Equal Pension Day‘ – jener Tag, ab dem Frauen rein rechnerisch bis zum Jahresende keine Pension mehr bekommen. Grund dafür ist der Gender-Pension-Gap, also die Differenz zwischen den Pensionen die Frauen und Männer beziehen. Der Unterschied beträgt hierzulande immer noch satte 40 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lücke um magere 0,4 Prozentpunkte verringert. Bei diesem Tempo schließen wir sie erst im Jahr 2116.

In Tirol war der Tag bereits am 24. Juli: Mit einem monatlichen Brutto-Pensionsunterschied von rund 1.080 Euro liegt Tirol österreichweit auf Platz zwei der Bundesländer mit den größten Gender-Pension-Gaps. Nur in Vorarlberg ist die Lücke noch größer. Dort erhalten Frauen im Schnitt nur etwa halb so viel Pension wie Männer.

Aufs Leben gerechnet entstehen für Frauen massive Verluste beim gesamten Pensionseinkommen, die Lücke klafft bei rund 204.000 Euro. Männer haben damit im Schnitt bereits zwischen 77 und 78 Jahren das Pensionseinkommen bezogen, das Frauen bis zu ihrem Lebensende mit etwa 86 Jahren erhalten. In Tirol ist diese Lücke mit 278.800 Euro sogar am größten im Bundesländer-Vergleich, in Wien sind es „nur“ 108.400 Euro.

Die Folge? Höhere Armutsrisiken für Frauen im Alter. In Tirol, Salzburg und Vorarlberg ist mehr als jede fünfte Pensionistin armutsgefährdet – deutlich mehr als in den anderen Bundesländern. Die durchschnittliche Netto-Frauenpension ist sogar so gering, dass sie gerade einmal 13 Euro über der Armutsgefährdungsschwelle liegt.

Diese Ungleichheit ist kein Naturgesetz, sondern die Folge politischer Entscheidungen. Es braucht eine faire Anrechnung von Erziehungs- und Pflegezeiten und eine verpflichtende Väterkarenz. Die beste Pensionsvorsorge sind gute Löhne – gerade in Berufen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden und oft keine Vollzeittätigkeit bis zur Pension erlauben. Zentral ist auch, die Ausgleichszulage (Mindestpension) über die Armutsschwelle zu heben – aktuell liegt sie 240 darunter.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der ‚Tiroler Tageszeitung‘. 

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