Mensch mit weißer Stofftasche als Symbolbild dafür, dass Lohnerhöhungen den Konsum stärken
/ 8. November 2023

Die konsumierte Menge pro Kopf liegt noch immer unter Vor-Pandemie-Niveau. Verantwortlich für die Stagnation des heimischen Konsums sind die starken Preiserhöhungen der Unternehmen. Langsam nachziehende Lohnabschlüsse, staatliche Hilfen, und aufgelöste Ersparnisse aus der Pandemiezeit konnten einen stärkeren Einbruch verhindern. Mit einer ordentlichen Lohnerhöhung besteht nach drei verlorenen Jahren die Chance auf einen steigenden realen Privatkonsum. Pro Prozentpunkt, um den die Löhne steigen, wächst auch der kurzfristige (800 Millionen) sowie der langfristige private Konsum (780 Millionen), die Sozialversicherungsbeiträge (260 Millionen) und die Einnahmen aus der Lohnsteuer (320 Millionen). Steigen die Löhne um zehn Prozent, steigt der kurzfristige Konsum im nächsten Jahr voraussichtlich um 8,1 Milliarden. Bereits innerhalb eines Jahres geben Arbeitnehmer:innen eine Lohnerhöhung zur Hälfte aus. Langfristig wird jeder Euro an Lohnerhöhung eins zu eins verkonsumiert – etwa weil Beschäftigte Ersparnisse für spätere Anschaffungen für ein paar Jahre weglegen. Dadurch steigt der heimische Konsum binnen einiger Jahre insgesamt um 15,8 Milliarden Euro, wie eine Analyse des Momentum Instituts zeigt.

Ohne Lohnsteigerung fehlen bis zu 16 Mrd. Euro im Konsum

Der Konsum-Anreiz einer Lohnerhöhung von acht Prozent liegt etwas darunter: Im kommenden Jahr wäre mit einem Plus von 6,5 Milliarden Euro zu rechnen, langfristig mit 12,7 Milliarden Euro mehr. Vom heimischen Privatkonsum profitieren vor allem Branchen wie der Handel, die Gastronomie, Dienstleistungen, oder der Binnen-Tourismus. Denn ausgegebene Löhne sind gleichzeitig die Einnahmen und Umsätze vieler Branchen in Österreich. Löhne sind also nicht nur Kostenfaktor für Betriebe. Löhne sind auch Einkommen für die Beschäftigten, die dieses Geld für Konsum ausgeben. Das bringt den Unternehmen zusätzliche Umsätze.

Menschen kaufen pro Kopf weniger als vor der Pandemie

Schon der Pandemiebeginn ließ den Konsum erheblich einbrechen. Sowohl der preisbereinigte Konsum als auch der Konsum pro Kopf erholte sich zwar zwischen den Lockdowns und stieg kurzfristig im dritten Quartal 2023 über das Vor-Pandemie-Niveau. Nach Beginn der Energie- und Teuerungskrise fiel die Erholung des Konsums pro Kopf jedoch wesentlich zaghafter aus. Gegen Ende 2022 nahm er aufgrund der weiter anziehenden Teuerung erneut ab. Bis heute liegt der reale Konsum pro Kopf weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie. In normalen Zeiten können sich die Konsument:innen jedes Jahr etwas mehr kaufen. Doch durch die Pandemie, den Ukraine-Krieg und Inflation erleben sie mittlerweile drei verlorene Jahre.

Realer Konsum pro Kopf noch unter Vor-Pandemie-Niveau

Konsum stagnierte wegen hohen Preisen

Eine Aufschlüsselung des realen Konsums zeigt, dass die Menschen vor allem wegen der hohen Preise weniger konsumieren. Der heimische Konsum stagniert seit Mitte letzten Jahres, weil die Teuerung die Einkommen der Menschen weggefressen hat. Im ersten Viertel des Jahres 2023 stiegen die Einkommen der Konsument:innen, die diese auch zum Teil ausgaben. Steigende Löhne und höhere Beschäftigung stärkten den privaten preisbereinigten Konsum um 6,3 Prozentpunkte im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal. Auch „verkonsumierte“ staatliche Transferleistungen, höhere Gewinne und höhere Vermögenseinkommen (Bankzinsen und Dividenden) halfen dem realen Konsum. Dennoch bewegte sich der preisbereinigte Konsum insgesamt nicht vom Fleck: Das Konsumniveau lag de facto am gleichen Niveau wie ein Jahr zuvor (+0,1 Prozent). Verantwortlich dafür waren die gestiegenen Preise, die fast den kompletten Anstieg der Einkommen zunichte machten. Die Teuerung drückte den Konsum um -8,9 Prozentpunkte nach unten.

Hohe Preise sind für Konsumrückgang verantwortlich

Um die Rezession zu bremsen, kommt den Lohnverhandlungen eine bedeutende Rolle zu. Im vergangenen Jahr haben die Unternehmen ihre Preise enorm erhöht. Zum Teil deutlich über die gestiegenen Energiepreise hinaus. Wir haben den größten Kaufkraftverlust seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt. Wollen wir die Rezession und ihre Folgen bremsen, gelingt das nur, wenn die Kaufkraft der Löhne jetzt nachzieht.

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