Symbolbild für Lohnverhandlungen unter guten Arbeitsmarktbedingungen
/ 2. Oktober 2023

Mit sinkender Arbeitslosigkeit erhöht sich die Lohnquote, also jener Anteil, den die Arbeitnehmer:innen vom Erwirtschafteten bekommen. Den historischen Zusammenhang zwischen Arbeitsmarktlage und Lohnquote zeigt eine neue Analyse des Momentum Instituts.

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich in den letzten eineinhalb stark verbessert. 2022 kam auf 2,7 arbeitslose Menschen auf eine offene Stelle, heuer sind es drei Arbeitslose (vorläufiger Wert 2023). So niedrig war die Arbeitslosigkeit zuletzt vor über 40 Jahren. „Sind Arbeitskräfte knapp, steigt die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer:innen. Und damit steigt folgerichtig der Anteil, den die Arbeitnehmer:innen vom erwirtschafteten Kuchen erhalten – die Lohnquote.“, erklärt Jakob Sturn, Arbeitsmarktexperte am Momentum Institut.

In den Boom-Jahre der Nachkriegszeit 1961–1980 mit hohem Wirtschaftswachstum lag die Arbeitslosenquote deutlich unter drei Prozent. Die starke Nachfrage nach Arbeitskräften spiegelte sich in der durchgehend hohen Lohnquote zwischen 70 und 76 Prozent wider. Seit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit ab 1982/83 sank die Lohnquote rapide und fiel auf den tiefsten Stand von 60 Prozent zu Beginn der Finanzkrise 2007. Seither lag sie mit kleinen Schwankungen konstant unter 64 Prozent. Von dem kurzfristig heftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit 2020–2021 zu Beginn der Corona-Krise hat sich der Arbeitsmarkt inzwischen wieder erholt. Die Arbeitslosigkeit ist derzeit auf einem Tiefststand. Trotz der stark erhöhten Nachfrage nach Arbeitskräften liegt die Lohnquote im historischen Vergleich immer noch extrem niedrig. Dabei haben die Gewinne der Unternehmen im vergangenen Jahr kräftig zugelegt. Eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer:innen am erwirtschafteten Wohlstand wäre also durchaus gerechtfertigt.

Auch das Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und die Österreichische Nationalbank (OeNB) erwarten, dass die Lohnquote nun wieder steigt. Zunächst müssen die Lohnerhöhungen aber ausverhandelt werden. Gerade in der derzeitigen Arbeitsmarksituation profitieren von steigenden Löhnen auch die Arbeitgeberseite: Unternehmen suchen wieder mehr Arbeitskräfte. Damit die Suche erfolgreich ist, müssen sie entsprechend höhere Gehälter bieten.

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