Morgen demonstrieren Vertragsbedienstete und Beamte im öffentlichen Dienst für höhere Gehälter. Die Jahre hoher Inflation sind zwar überwunden, doch die Preise steigen nach wie vor. Eine Nulllohnrunde würde einen erneuten Kaufkraftverlust für öffentlich Bedienstete bringen. Das zeigt eine Analyse des Momentum Instituts.
Mit einer Nulllohnrunde verlieren die Beschäftigten im öffentlichen Dienst nächstes Jahr an Kaufkraft. Ende Oktober 2024 lag die Kaufkraft der kollektivvertraglichen Löhne im öffentlichen Dienst noch -0,3 Prozentpunkte unter der seit 2019 aufgelaufenen Teuerung. Mit einer Nulllohnrunde wird ihre Kaufkraft bis Ende nächsten Jahres weiter fallen: auf bis zu -3,3 Prozent. Im Jahresmittel 2025 liegt die monatliche Kaufkraft um -2,3 Prozent unter dem Niveau von 2019. Bei einer Gehaltsanpassung um die aufgelaufene Inflation des Vorjahres starten die öffentlich Bediensteten das kommende Jahr mit einem Kaufkraftplus von 2,5 Prozent (im Vergleich zu 2019). Bis Ende 2025 wird sich dieses Plus allerdings fast neutralisieren (+0,4 Prozent), wenn die Preise über das nächste Jahr hinweg kontinuierlich steigen.
Die Gehälter im öffentlichen Dienst blieben hinter den Preisanstiegen der letzten Jahre zurück. Eine Analyse des Tariflohnindex seit 2019 zeigt, dass die tatsächliche Kaufkraft zur Hochphase der Inflation rasant einbrach: Im Dezember 2022 blieben die Gehälter im öffentlichen Dienst um rund 10 Prozentpunkte unter der Teuerung. Erst mit dem letzten Gehaltsabschluss holten die Löhne heuer wieder zur Teuerung auf, gemessen am Ausgangsjahr 2019. Die Kaufkraftverluste in der Zwischenzeit mussten die Beschäftigten selbst tragen. Verglichen werden hier die kollektivvertraglichen Löhne laut Tariflohnindex für den Öffentlichen Dienst, die Verbraucherpreise der Statistik Austria sowie der erwarteten Inflation 2025 aus der WIFO-Konjunkturprognose (2,2 Prozent).
Im öffentlichen Dienst arbeiten insgesamt 368.710 Menschen, davon 135.497 im Bundesdienst und 233.213 in den Ländern und Gemeinden. Im Bundesdienst macht der Bereich Bildung ein gutes Drittel aus (34 Prozent) – dazu gehören die Lehrer:innen. Darauf folgt das Innenministerium mit mehr als einem Viertel der Beschäftigten auf Bundesebene (27 Prozent), darunter Polizist:innen. Während bei der Landesverteidigung in etwa jede:r siebente Bundesbedienstete arbeitet (15 Prozent), ist es sowohl bei der Justiz (9 Prozent) als auch in der Finanz (8 Prozent) knapp jede:r zehnte.
Die Vorstellung von ausschließlich Beamten am Schreibtisch trifft auf den öffentlichen Dienst nicht zu. Öffentlich Bedienstete sind auch Lehrer in Brennpunktschulen, Polizistinnen im 24-Stunden-Dienst oder Elementarpädagoginnen, die trotz Personalmangel in ihrem Kindergarten Kleinkinder betreuen. Die Gehälter in diesen Berufen müssen ausreichend hoch sein, damit genügend Leute in diese Berufe gehen. Auf ein weiteres Restaurant oder eine weitere Steuerberatung können wir als Gesellschaft zur Not verzichten. Auf essenzielle Dienstleistungen im öffentlichen Bereich nicht.