Arbeit
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Pensionsreform ohne faire Jobchancen

Barbara Blaha
26. Juni 2025
Pensionsreform ohne faire Jobchancen

Die Bundesregierung will Altersteilzeit und Korridorpension beschränken. Das klingt zunächst vernünftig, um das Pensionssystem nachhaltig zu sichern. Doch ohne geeignete Maßnahmen am Arbeitsmarkt könnte diese Reform ein bestehendes Problem verschärfen: die Altersarbeitslosigkeit.

Je näher Menschen dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter kommen, desto geringer ihre Chancen auf Beschäftigung. Aktuelle Zahlen belegen dies eindrucksvoll. Während die Arbeitslosenquote bei Frauen zwischen 50 und 54 Jahren bei 5,8 Prozent liegt, steigt sie kurz vor der Pension auf alarmierende 11 Prozent. Männer trifft es noch härter: Mit 64 Jahren ist bereits jeder siebte Mann arbeitslos.

Eine weitere Verschärfung der Pensionsbedingungen könnte diese Lage zusätzlich verschlimmern. Die Politik zwingt Ältere, länger verfügbar zu bleiben, stellt aber nicht sicher, dass Unternehmen sie auch einstellen. Das ist keine echte Aktivierung, sondern eine bloße Verschiebung hin zum AMS. Denn Unternehmen zeigen sich zurückhaltend bis ablehnend, ältere Arbeitnehmer:innen einzustellen. Dabei misst sich eine solidarische Gesellschaft daran, ob sie Erfahrung wertschätzt, statt sie auszusortieren.

Um die Lücke zwischen politischer Absicht und betrieblicher Realität zu schließen, braucht es ergänzende Maßnahmen. Etwa ein Bonus-Malus-System in der Sozialversicherung: Betriebe, die ältere Beschäftigte einstellen, zahlen niedrigere Beiträge; jene, die bewusst auf ältere Arbeitskräfte verzichten, zahlen höhere.

Außerdem benötigt Österreich eine Jobgarantie für jene, die keine Chancen am regulären Arbeitsmarkt haben. Initiativen wie die Aktion 20.000 oder das Projekt Marienthal zeigen, dass öffentlich finanzierte, gesellschaftlich sinnvolle Jobs langfristig günstiger sind als Dauerarbeitslosigkeit. Nur wenn die Bundesregierung solche Instrumente einsetzt, gelingt eine faire Reform, die Älteren nicht Chancen nimmt, sondern neue Perspektiven eröffnet.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

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