Politisch wird nicht nur darüber diskutiert, ob es CO2-Preise geben soll, sondern auch wie hoch sie sein sollen. Während es in der öffentlichen Debatte dabei meistens darum geht, welche Höhe man den Menschen „zumuten“ soll, wird dabei oft vergessen, dass CO2-Steuern eigentlich eine Lenkungswirkung haben sollen. Sie sollen ja dazu führen, dass sich Menschen weniger umweltschädlich verhalten – also weniger mit dem Auto fahren, auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen oder ihre Ölheizung gegen einen Fernwärmeanschluss, eine Pelletsheizung oder eine Wärmepumpe tauschen.
Die Höhe des „richtigen“ Preises zu bestimmen ist gar nicht so einfach, denn dazu muss man relativ genau über das Konsumverhalten von Menschen Bescheid wissen. Konkret muss man wissen, wie stark Haushalte ihre Nachfrage nach Erdölprodukten (Diesel, Heizöl, Benzin), Kohle und Gas reduzieren, wenn man den Preis anhebt. Ähnliches gilt für Unternehmen.
Als ersten Annäherungspunkt kann man sich die Benzinpreise der letzten Jahre ansehen. Seit 2005 waren die Benzinpreise teils erheblichen Preisschwankungen ausgesetzt. Am günstigsten war der Liter Superbenzin Anfang 2009 mit 88 Cent pro Liter. Im September 2012 waren die Preise dagegen mit 1,55 Euro pro Liter am höchsten. Innerhalb von dreieinhalb Jahren sind die Benzinpreise also um fast 70 Cent bzw. 75 % gestiegen und in den nächsten dreieinhalb Jahren wieder um rund 50 Cent gefallen. Auch dieses Jahr gab es bereits beträchtliche Schwankungen. Seit Ende letzten Jahres sind die Benzinpreise um 25 Cent gestiegen.
Treibstoffpreise schwanken also auch ohne die Einführung einer CO2-Steuer teils erheblich. Auch die Einführung einer CO2-Steuer würde zu einem Preisanstieg führen. Eine CO2-Steuer von 50 Euro pro Tonne würde etwa bedeuten, dass sich der Liter Benzin um 13 Cent verteuern würde. Bei einer CO2-Steuer von 100 Euro pro Tonne würde der Liter Benzin um 26 Cent teurer werden, bei einer Steuer von 150 Euro pro Tonne wären es 38 Cent pro Liter. Vergleicht man diese Preisanstiege mit den sonst üblichen Schwankungen der Benzinpreise, so zeigt sich, dass 50 Euro jedenfalls zu wenig sein dürften. Der daraus resultierende Preisanstieg von 13 Cent pro Liter ist nur halb so hoch, wie der Anstieg der Benzinpreise allein dieses Jahr gewesen ist. Bei einer Steuer von 100 Euro sieht es schon besser aus. Hier würde der Preisanstieg der diesjährigen Preissteigerung von Benzin entsprechen. Noch deutlicher würde das Preissignal bei 150 Euro pro Tonne ausfallen.
Ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt würde durch eine CO2-Steuer von 50 Euro pro Tonne pro Jahr rund 235 Euro mehr für Benzin, Diesel, Heizöl, Kohle und Gas ausgeben, solange er seine Nachfrage nach diesen Energieträgern nicht reduziert. Bei 100 Euro pro Tonne wären es 470 Euro pro Jahr und bei 150 Euro pro Tonne 700 Euro pro Jahr. Entscheidend ist allerdings nicht so sehr die durchschnittliche Steuerleistung, denn die Steuerleistung unterscheidet sich von Haushalt zu Haushalt sehr stark. Haushalte, die ihr Auto oft nutzen (müssen) – wie Pendler:innen – zahlen um einiges mehr als Haushalte, die gar kein Auto besitzen. Außerdem sind ärmere Haushalte stärker von der CO2-Steuer betroffen. Zwar stoßen sie weniger CO2 aus als reiche Haushalte. Allerdings geben sie einen größeren Teil ihres Einkommens für die CO2-Steuer aus. Entscheidend ist hier, dass die Einnahmen aus der CO2-Steuer so rückverteilt werden, dass Haushalte mit niedrigen Einkommen, sowie Haushalte ohne klimafreundliche Alternativen unterstützt werden. Einen konkreten Maßnahmenvorschlag gibt es hier.
Eine genaue Schätzung für die Nachfragereduktion beinhaltet natürlich noch mehr Faktoren als die reinen Preisveränderungen. Die Berechnungen dafür sind allerdings aufgrund der Datenlage schwierig, deshalb gibt es für Österreich nur wenige Schätzungen. Feststeht allerdings: Die Nachfrageänderungen dürften extrem gering sein – zumindest kurzfristig. Eine neuere Publikation des WIFO hat beispielsweise errechnet, dass eine Preiserhöhung um 1 % dazu führt, dass Haushalte ihre Nachfrage nach Benzin um 0,3 % reduzieren. Bei Diesel sind es bei einer 1-prozentigen Erhöhung sogar nur 0,14 %. Umgerechnet in konkrete Verbrauchszahlen bedeutet das beispielsweise, dass bei einer CO2-Steuer von 50 Euro ein österreichischer Durchschnittshaushalt pro Jahr 10 Liter weniger Benzin verbrauchen würde. Bei einer CO2-Steuer von 100 Euro wären es 20 Liter weniger und bei einer CO2-Steuer von 150 Euro wären es knappe 30 Liter weniger – also eine halbe Tankladung.
Ihre wahre Stärke entfalten CO2-Steuern erst in der Kombination mit anderen Maßnahmen. Es reicht nicht aus, umweltschädliches Verhalten einfach nur teurer zu machen. Stattdessen sollten klimafreundliche Alternativen zugleich attraktiver gemacht werden, während klimaschädliches Verhalten durch die CO2-Steuer unattraktiver gemacht wird. In Kombination entfaltet sich so die wahre Wirkung der CO2-Steuer: Haushalte und Unternehmen reduzieren nicht nur ihre umweltschädlichen Verhaltensweisen, sondern sie steigen gänzlich auf umweltfreundliche Alternativen um. Das bedeutet dann beispielsweise, dass Menschen nicht nur weniger mit ihrem Auto fahren, sondern sich ein Elektroauto zulegen oder sogar ganz auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.