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  Alexander Huber
/ 19. September 2023

Heute wurden die Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung präsentiert, die im Rahmen der Registerzählung alle zehn Jahre den gesamten Gebäude- und Wohnungsbestand in Österreich erfasst. Das Momentum Institut hat analysiert, in wie vielen Wohnungen in den Wiener Gemeindebezirken niemand gemeldet ist. Die Analyse zeigt, dass es in reicheren Bezirken wesentlich mehr Wohnungen ohne Meldungen gibt als in einkommensärmeren Bezirken. Im Schnitt ist in jeder zehnten Wiener Wohnung niemand gemeldet.

Die Mieten stiegen in den letzten Jahren in Wien stark an. Einer der Gründe dafür ist das knappe Angebot an leistbarem Wohnraum. Leerstehende Wohnungen verschärfen diese Situation zunehmend. Über ganz Wien hinweg ist in über 100.000 Wohnungen niemand gemeldet. Allen voran in den reichen Bezirken Hietzing, Innere Stadt, Penzing, Hernals, Döbling und Währing.

In der Bundeshauptstadt war 2021 fast jede zehnte Wohnung weder als Haupt- noch als Nebenwohnsitz gemeldet. In Summe sind dies 104.729 Wohnungen. Der Anteil an Wohnungen ohne Wohnsitzmeldung ist am höchsten in Hietzing (14,9 Prozent), der Inneren Stadt (13,3 Prozent) und Penzing (12,6 Prozent). Am wenigsten Wohnungen ohne Meldung finden sich in der Brigittenau (8,3 Prozent), Favoriten (8,2 Prozent) und Neubau (8 Prozent). Eine Gegenüberstellung mit den durchschnittlichen Einkommen nach Bezirken auf Basis der Daten der Stadt Wien zeigt einen klaren Zusammenhang: Je reicher ein Bezirk, umso höher der Anteil an Wohnungen ohne Meldung.

Die neuen Zahlen sind ein eindeutiger Hinweis auf den hohen Leerstand in Wien. Das begünstigt die weitere Zersiedelung Wiens. Angesichts der Probleme am Mietmarkt und vor allem auch aus Klimaperspektive bräuchten wir in der Bundeshauptstadt aber vielmehr eine Verdichtung des Wohnraums. Aktuell sehen wir, dass der bestehende (womöglich leerstehende) Wohnraum nicht umfänglich genutzt wird, vor allem in den reichen Bezirken. Da Wien aber stetig wächst wird neuer Wohnraum gebaut, das aber meist in den (ärmeren) Randbezirken. Das befeuert die weitere Zersiedelung Wiens, die im Gegensatz zu effektivem Klimaschutz steht.
 
Angesichts stark gestiegener Mieten und dem Mangel an leistbarem Wohnraum wird immer wieder eine Leerstandsabgabe als mögliche Lösung diskutiert. Viele Wohnungen werden rein als Wertanlage genutzt oder über Plattformen wie AirBnB vermietet und damit dem innerstädtischen Mietmarkt entzogen. Wohnen ist ein Grundbedürfnis mit dem auf keinen Fall spekuliert werden sollte. Eine Leerstandsabgabe würde auf jeden Fall dazu beitragen, dass wieder mehr Wohnungen auf den Markt kommen. Allerdings bräuchte es dafür ein schlagkräftiges Bundesgesetz, damit die Leerstandsabgabe auch tatsächlich ihre Wirkung entfalten kann. Zentral ist es jedenfalls die Datenlage zu verbessern und den tatsächlichen Leerstand in Österreich zu erheben.

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