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Equal Pay Day 2025: Größte Gender-Pay-Gaps bei Frauen mit Migrationsgeschichte oder gesundheitlicher Einschränkung

Sophie Achleitner
30. Oktober 2025
Equal Pay Day 2025: Größte Gender-Pay-Gaps bei Frauen mit Migrationsgeschichte oder gesundheitlicher Einschränkung

Der Equal Pay Day erinnert uns jedes Jahr daran, dass Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt noch lange nicht erreicht ist. Denn er markiert jenen Tag, ab dem ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen – im Vergleich zu Männern – bis Jahresende rechnerisch gesehen gratis arbeiten. Heuer fällt er in Österreich auf den 2. November 2025. Das bedeutet: Vollzeitbeschäftigte Frauen arbeiten 60 Tage im Jahr unbezahlt in ihrer Erwerbsarbeit. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation lediglich um einen Tag verbessert.

Außerdem gibt es innerhalb der Gruppe ‚Frauen‘ es eklatante Unterschiede: Während der Gender-Pay-Gap, also die geschlechtsspezifische Lohnlücke, im Durchschnitt 16 Prozent* beträgt, klafft er bei Frauen, die einer Minderheit angehören, bei bis zu 25 Prozent. 

Vollzeitbeschäftigte Frauen bekommen 16 Prozent weniger gezahlt als Männer. Diese Grafik des Momentum Instituts zeigt, dass der Vollzeit-Gender-Pay-Gap 16 Prozent beträgt. Das bedeutet: Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen in Österreich arbeiten im Schnitt 60 Tage im Jahr unbezahlt.

Nur die Löhne von vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern miteinander zu vergleichen, greift zu kurz. Weibliche Lebensrealitäten, wie von Teilzeit aufgrund von Betreuungspflichten und unbezahlter Arbeit sowie Karriereunterbrechungen geprägte Erwerbskarrieren, werden nämlich in dieser Darstellung nicht berücksichtigt. 

Zieht man Teilzeitbeschäftigte hinzu liegt der Gender-Pay-Gap bei aktuell 34 Prozent – sprich Frauen bekommen etwa ein Drittel weniger gezahlt als Männer. Rechnerisch am „saubersten“ ist die Betrachtung auf Stundenlohnbasis. Dadurch wird der Gender-Pay-Gap um die Arbeitszeit „bereinigt“ und besser vergleichbar gemacht. Doch auch auf Stundenlohnbasis bekommen Frauen in Österreich etwa 18 Prozent weniger gezahlt als Männer. 

Deutlich größere Lohnlücke bei mehrfach benachteiligten Frauen

Für jeden Euro, den ein Mann gezahlt bekommt, erhält eine Frau mit gesundheitlichen Einschränkungen 79 Cent (21 Prozent weniger) – eine Frau mit Migrationsgeschichte (Geburtsort nicht in Österreich) erhält sogar nur 75 Cent (25 Prozent weniger). Frauen mit Vollzeit-Job erhalten im Österreichschnitt 84 Cent. Diese Zahlen zu den unterschiedlichen Lohnlücken machen klar: Wer mehrfach benachteiligt ist, bekommt auch mehrfach weniger bezahlt.

Lohnlücke besonders groß bei Frauen mit Migrationsgeschichte

Frauen mit Migrationsgeschichte wird 25 Prozent weniger bezahlt als Männern – ihr durchschnittlicher Bruttostundenlohn liegt bei nur 15,40 Euro, während Männer 20,60 Euro erhalten. Auch im Vergleich zu Frauen ohne Migrationsgeschichte zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Diese kommen immerhin auf 18 Euro pro Stunde, also 13 Prozent weniger als Männer.

Frauen mit gesundheitlichen Einschränkungen bekommen bis zu ein Fünftel weniger

Frauen mit gesundheitlicher Einschränkung bekommen ebenfalls deutlich weniger bezahlt. Im Schnitt liegt ihr Bruttostundenlohn bei 16,35 Euro, während Männer 20,63 Euro bekommen – eine Lohnlücke von 21 Prozent. Selbst im Vergleich zu Männern mit gesundheitlicher Einschränkung bleibt die Lücke mit 11 Prozent groß.

Selbst im Jahr 2025 bekommen Frauen in Österreich noch immer deutlich weniger bezahlt als Männer. Besonders bitter: Frauen, die es ohnehin schon schwerer am Arbeitsmarkt haben – weil sie eine Migrationsgeschichte haben oder mit einer gesundheitlichen Einschränkung leben – werden doppelt benachteiligt. Sie leisten gleich viel, oft sogar mehr, und bekommen trotzdem dafür weniger.

Handlungsempfehlungen:

  • Verpflichtende Gehaltstransparenz in allen Branchen – privat und öffentlich.
  • Höhere Löhne in „Frauenbranchen“: Pflege, Bildung, Handel und Sozialberufe müssen endlich fair bezahlt werden.
  • Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Ausbau öffentlicher kostenloser und flächendeckender Kinderbetreuung sowie Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich entlasten Frauen.
  • Gezielte Förderung für benachteiligte Gruppen: Qualifikations- und Integrationsprogramme speziell für Frauen mit Migrationsgeschichte oder gesundheitlicher Einschränkung.
  • Lohnkontrollen und Sanktionen: Die bestehenden Gleichbehandlungsregeln dürfen nicht nur am Papier existieren, sondern müssen auch durchgesetzt werden. Die Ausgleichstaxe sollte nachgeschärft werden damit es sich Unternehmen nicht mehr länger ‚leisten‘ Menschen zu diskriminieren.

*Exkurs Berechnungsart Gender-Pay-Gap:
Am Equal Pay Day, der im Herbst begangen wird, werden zur Berechnung des Gender-Pay-Gaps lediglich ganzjährig, vollzeitbeschäftige Frauen und Männer herangezogen. Da aber jede zweite erwerbstätige Frau in Teilzeit arbeitet, geht diese Berechnungsmethode an der Lebensrealität von Frauen vorbei. Bezieht man auch Teilzeitbeschäftigte in die Analyse mit ein, liegt der Gender-Pay-Gap bei 34 Prozent – Frauen bekommen also rund ein Drittel weniger bezahlt als Männer. Selbst bei einer „bereinigten“ Betrachtung auf Stundenlohnbasis, die für Unterschiede in der Arbeitszeit korrigiert, bleibt die Lücke gravierend: Frauen erhalten pro Stunde rund 18 Prozent weniger Lohn als Männer.

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