Arbeitserfahrung wird am Jobmarkt zwar zwingend verlangt, bezahlen will sie aber kaum jemand. Ab 40 Jahren sinken die Jobchancen bereits, ab 60 Jahren ist man dann endgültig ein Ladenhüter, wie internationale Studien zeigen. Die Folge: Jeder Dritte wechselt aus der Arbeitslosigkeit in die Pension. Eine Erhöhung des Pensionsalters löst dieses Problem nicht, im Gegenteil: Es verschärft es weiter.
Ältere Arbeitnehmer haben viel Erfahrung und sind daher teurer als jüngere. Nur allzu gern werden sie daher aus Kostengründen bereits vor Pensionsantritt vom Unternehmen verabschiedet. Einmal arbeitslos, stellt sie kein Betrieb mehr ein. Zu teuer! Gerade in Berufen, die körperlich oder psychisch stark fordern – in der Pflege, in der Bildung oder in der Gastronomie – sind die Beschäftigten oft am Rande ihrer Belastbarkeit. 7 von 10 Frauen, die in der Pflege arbeiten, sagen: Ich halte diesen Beruf nicht bis zur Pension aus. Diese Menschen arbeiten sicher nicht zu wenig, im Gegenteil, sie machen Überstunden, springen ständig ein und sind am Ende ihrer Kräfte, bevor sie das reguläre Pensionsalter erreichen.
Diese Praxis schadet uns allen: Denn wenn wir die Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitnehmern kurz vor ihrem Pensionsantritt senken, dann würden wir enorme Beträge im Pensionssystem einsparen. Bis 2040 jährlich 1,5 Milliarden Euro, bis alle Babyboomer in Pension sind, wären das zusammengerechnet 30 Milliarden Euro!
Damit das gelingen kann, braucht es begleitende Maßnahmen. Eine davon kann der Fairness-Beitrag von Unternehmen sein. Die Idee dahinter ähnelt dem System der Ausgleichstaxe für begünstigte Behinderte. Unternehmen ab einer gewissen Größe sollen mindestens eine Person über 60 Jahre beschäftigen. Wird diese Quote nach einer Übergangszeit nicht erfüllt, fallen gestaffelte Zahlungen an. Unternehmen, die älteren Arbeitnehmern eine faire Chance geben, haben auch etwas davon: Für sie fallen weniger Beiträge zur Pensionsversicherung an. Unterm Strich bliebe dieses System für die öffentliche Hand kostenneutral.
Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.