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Elektrizitätsabgabe: Ohne Preiseingriffe bleibt Strom teuer

Oliver Picek
18. Dezember 2025
Elektrizitätsabgabe: Ohne Preiseingriffe bleibt Strom teuer

Die Bundesregierung senkt ab 2026 die Elektrizitätsabgabe auf Strom. Die Maßnahme reicht nicht aus, um die massiv gestiegenen Strompreise nachhaltig zu dämpfen. Deutlich günstiger wird Strom nur dort, wo die Bundesregierung in die Preise eingreift – etwa mit einem Sozialtarif.

Seit 2019 sind die Strompreise stark gestiegen. 2025 liegen sie um mehr als 70 Prozent über dem Niveau von 2019. Die Senkung der Elektrizitätsabgabe kann diesen Anstieg nicht abfedern. Konkret heißt das: Weniger Elektrizitätsabgabe und ein reduzierter Ökostrombeitrag bringen eine geringe Ersparnis in Höhe von rund 6 Prozent für Haushalte. Ein 4-köpfiger Haushalt zahlt 2025 im Schnitt 1.176 Euro im Jahr für seine Stromrechnung. Durch die Kürzung der Elektrizitätsabgabe zahlt der Haushalt künftig um 67 Euro weniger pro Jahr. Angesichts der Preisexplosion der letzten Jahre bleibt Strom damit weiterhin teuer.

Deutlich günstiger wird Strom dort, wo die Preise staatlich klar geregelt werden: im Sozialtarif für rund 290.000 Haushalte – darunter Menschen mit geringem Einkommen oder Mindestpensionist:innen. Damit zahlen ärmere Kund:innen ab April 2026 um 40 Prozent weniger für Strom. Im Sozialtarif regelt die Bundesregierung die Strompreise für einen von 14 Haushalten. Alle anderen Haushalte und Betriebe nehmen die Stromkonzerne weiter aus wie eine Weihnachtsgans. Derweil schwimmen sie aufgrund der Preiserhöhungen im Geld.

Steuersenkung auf Zeit – das Problem kommt zurück

Die Elektrizitätsabgabe sinkt 2026, steigt aber ab 2027 wieder an. Dieses Muster ist nicht neu. Bereits zwischen 2022 und 2024 wurde die Stromsteuer zeitweise gesenkt. Das und die Strompreisebremse haben den Preisanstieg zwei Jahre lang gebremst – danach kam er dennoch mit voller Wucht zurück. Im Jahr 2025 lag der Verbraucherpreis-Index für Strom um 70 Prozent höher als noch 2019.

Strukturproblem bleibt ungelöst

Die Preisexplosion bei Strom liegt nicht an den Steuern, sondern an den Preiserhöhungen der Stromproduzenten. Stromkonzerne schreiben Milliardengewinne, während Haushalte hohe Preise zahlen. Ohne Eingriffe in die Preisbildung wird es keine dauerhafte Entlastung geben. Um Strom nachhaltig günstiger zu machen, muss die Regierung bei den Marktpreisen ansetzen. Dazu gehören Reformen der Merit-Order sowie staatliche Strompreisregeln wie in der Schweiz. Dort müssen Stromkonzerne günstig produzierten Strom auch günstig an ihre Kundschaft weiterreichen. Die heimischen Stromkonzerne sind die großen Gewinner der Reform. Ihre milliardenschweren Rekordgewinne auf Kosten der Kund:innen werden nicht angetastet. Deshalb bleiben die Strompreise für die meisten Haushalte und Betriebe weiter hoch. Energie-Steuersenkungen können das nicht ausgleichen. Sie sind ein Tropfen auf dem heißen Stein. 

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