Equal Pay Day 2023
/ 15. Februar 2023

Am 16. Feber ist es wieder so weit: Es ist Equal Pay Day – symbolisch jener Tag, ab dem Frauen wieder für ihre geleistete Lohnarbeit bezahlt werden. Das bedeutet, dass Frauen bisher rein rechnerisch unbezahlt gearbeitet haben. Seit Jahresbeginn sind das 47 Tage unbezahlter Arbeit. Grund dafür ist der Gender Pay Gap, der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern.

Grundlage für die Berechnung sind die Bruttojahreseinkommen von ganzjährig Vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern aus dem Jahr 2021. Für die Berechnung werden also Teilzeitbeschäftigte und Menschen, die nicht ganzjährig erwerbstätig sind, ausgeschlossen. Unter Berücksichtigung aller Beschäftigten, ist der Gender Pay Gap deutlich höher und liegt in diesem Jahr bei 36 Prozent – im Vergleich zu 13 Prozent ohne Teilzeitbeschäftigten.

Mit der Methode, die Teilzeitbeschäftigte und nicht ganzjährig Beschäftigte ausschließt, wird der Gender Pay Gap künstlich verkleinert. Grund für ungleiche Bezahlung ist neben der bloßen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts auch die Tatsache, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten. Ganz einfach, weil es aufgrund mangelnder Kinderbetreuungs- oder Pflegeeinrichtungen nicht anders möglich ist, oder weil klassische Rollenbilder die unbezahlte Arbeit den Frauen zuschreibt.

Die Zahl der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit wächst

Die Zahl der erwerbstätigen Frauen wächst seit 1995 stetig, allerdings handelt es sich bei der Zunahme größtenteils um Teilzeitbeschäftigte. Rund 546.000 Frauen in Teilzeit sind seit 1995 dazugekommen, während sich die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen um etwas über 100.000 Frauen reduziert hat.

Hohe Teilzeitquote bei Frauen in allen Altersgruppen

Die unterschiedlich hohe Teilzeitquote ist ein Grund für die hohen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern.  Über alle Altersgruppen hinweg arbeiten deutlich mehr Frauen in Teilzeit. Während beispielsweise im Alter von 45–54 Jahren 51 Prozent der Frauen Teilzeit arbeiten, sind es bei den Männern nur rund sieben Prozent.

Ein deutlicher Sprung bei der Teilzeitquote von Frauen ist zwischen den Altersgruppen 25–34 und 35–44 zu erkennen. Grund dafür kann die Betreuung von Kindern sein. Das durchschnittliche Alter der Mutter liegt beim ersten Kind bei rund 30 Jahren, bezieht man alle Kinder mit ein bei 31,5 Jahren (Statistik Austria, 2021). Aber auch im höheren Alter der Frauen bleibt die Teilzeitquote hoch und geht nicht mehr unter 50 Prozent zurück. Bei den Männern steigt die Teilzeitquote hingegen erst im höheren Alter. Erst bei Männern ab 65 Jahren und älter erhöht sich die Teilzeitquote merklich.

Kinderbetreuung als Grund für Teilzeitbeschäftigung: bei Männern Fehlalarm

Die Daten des Mikrozensus geben zudem über Gründe für Teilzeitarbeit Aufschluss. Neben der unterschiedliche hohen Teilzeitquoten zwischen Männern und Frauen sind auch die Gründe unterschiedlich. Die folgenden Zahlen beziehen sich auf die Gruppe der 15–64-Jährigen: Männer, die in Teilzeit arbeiten, möchten entweder keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen (25,4 Prozent) oder sind aufgrund von Aus- und Weiterbildung (20,4 Prozent) in Teilzeit beschäftigt. Lediglich 7,6 Prozent der Männer sind aufgrund von Betreuungsaufgaben in Teilzeit. Bei Frauen hingegen ist die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen der am häufigsten angegebene Grund für eine Teilzeitbeschäftigung: Mit 39,3 Prozent der Frauen ist mehr als jede Dritte aufgrund von Betreuungspflichten in Teilzeit beschäftigt. Rund 27 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen geben aber auch an, keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen zu wollen.

 

Was sollte sich ändern?

Um die Einkommensungleichheit zwischen Männern und Frauen zu reduzieren, brauchen wir Maßnahmen, die darauf abzielen, die unbezahlte Arbeit fairer zu verteilen. Ein wichtiger Angriffspunkt ist dabei die Kinderbetreuung. Ein Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten mit Öffnungszeiten, die mit einer Vollzeitstelle vereinbar sind, trägt direkt dazu bei, dass Frauen mehr arbeiten können. Damit reduziert sich auch die geschlechterspezifische Einkommenslücke.

Auch wenn viele Väter sich mehr bei der Kinderbetreuung einbringen möchten, ist es finanziell oft für viele Eltern nicht möglich, auf das Einkommen des Vaters zu verzichten. Während des Papamonats beispielsweise beziehen Männer rund 740 Euro monatlich und sind nicht über den/die Arbeitgeber:in sozialversichert. Daher wird der Papamonat nur von wenigen Vätern in Anspruch genommen. Laut Statistik Austria (2021) nahmen drei Prozent der Väter einen Papamonat, fünf Prozent waren in Karenz. Die Zahl der Väter in Karenz ist zudem sinkend. 


Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich kann zudem dazu beitragen, dass die unbezahlte Arbeit besser mit der Erwerbsarbeit vereinbar ist. Eine Stundenreduktion auch bei Männern kann dazu beitragen, dass Männer mehr unbezahlte Arbeit übernehmen.


Auch eine verpflichtende Väterkarenz ist ein Mittel, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erhöhen. Gerade lange Erwerbsunterbrechungen führen für Frauen oft zu Lohneinbußen und einer langfristigen Destabilisierung ihres Erwerbsverlaufs. Unterbrechen auch die Väter ihre Erwerbstätigkeit, zeigt sich ein positiver Effekt hinsichtlich einer raschen Rückkehr der Mütter in den Arbeitsmarkt, wenn diese mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen – das zeigen Bächermann et al. (2023).  


Auch nach der Väterkarenz wirkt sich diese noch positiv auf die Aufteilung der unbezahlten Arbeit zwischen Männern und Frauen aus, zeigt eine Studie von Tamm (2019)  mit Daten aus Deutschland. Männer, die in Karenz gehen, übernehmen auch nach der Karenz mehr unbezahlte Arbeit. Zudem zeigt die Studie, dass die Karenz keine langfristigen Auswirkungen auf die Lohn-Arbeitszeiten der Väter hat.

 

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