Am 1. August ist Equal Pension Day – ab diesem Tag erhalten Frauen im Vergleich zu Männern quasi keine Pension mehr. Nach den letzten verfügbaren Einkommensteuer-Daten aus 2019 liegen die Frauenpensionen immer noch um 39 % unter jenen der Männer. Die Geschlechter-Lücke schließt sich kaum: vor 24 Jahren (1997) waren es 46 %. Schreibt man diese Entwicklung fort, beziehen Frauen erst im Jahr 2128 gleich hohe Pensionen wie Männer.
Die viel niedrigeren Frauenpensionen haben ihren Ursprung bereits im geringeren Erwerbseinkommen von Frauen, wie das Momentum Institut schon anlässlich des Equal Pay Days analysiert hat. Einerseits sind dafür die niedrigeren Gehälter in weiblich dominierten Berufen verantwortlich. Aber auch längere Unterbrechungen durch Kindererziehungszeiten führen später zu niedrigeren Pensionseinkommen. Das führt dazu, dass das mittlere monatliche Pensionseinkommen der Frauen 2019 bei EUR 1.224 brutto (EUR 1.161 netto) liegt, während es bei Männern EUR 1.995 brutto (EUR 1.653 netto) sind – ein Unterschied von fast EUR 500 netto pro Monat.
Der Übergang vom Pensionsrecht-alt, bei dem vor allem die besten 15 Erwerbsjahre in die Berechnung der Pensionshöhe einflossen, zum Pensionsrecht-neu bringt für Frauen weitere Nachteile mit sich. Durch die Betrachtung von bis zu 40 Jahren zählen auch jene Phasen stärker, in denen durch Kinderbetreuung in Teilzeit oder mit niedrigerem Einkommen gearbeitet wurde. So „rächt“ sich Teilzeitarbeit im neuen Recht später stärker. Bei einer in Österreich oft üblichen, längeren Teilzeit-Phase von beispielsweise 13 Jahren reduziert sich die Pensionshöhe der Frau um mehr als ein Zehntel (11 %), wie eine Beispielrechnung zeigt. Die Umstellung vom alten auf das neue Pensionsrecht reduziert somit Anreize, in Teilzeit möglichst bald wieder auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
Ein Bundesländervergleich zeigt große Unterschiede beim Gender Pension Gap. Mit großem Abstand am niedrigsten ist der Geschlechterunterschied bei den Pensionen in Wien (26,4 %), am höchsten in Vorarlberg mit 46,4 % und Tirol mit 45,6 %.
Österreich sollte seine Anstrengungen im Bereich Frauen-Erwerbstätigkeit intensivieren, empfiehlt das Momentum Institut. Dazu gehört vor allem der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen – hier hat Österreich nun zum elften Mal in Folge das EU-Kinderbetreuungsziel für unter 3-Jährige verfehlt. Gerade abseits der Städte ist Vollzeit-Arbeit für viele Eltern aufgrund fehlender Infrastruktur kaum möglich. Die nicht armutsfesten Pensionen von Frauen sind eine Folge davon. Auch weitere geschlechtsspezifische Unterschiede im Gehaltsniveau sollten dringend angegangen werden.