Streik Schriftzug auf Wand
/ 3. November 2023

Die Metaller-Kollektivverhandlungen stehen still, die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von 11,6 Prozent, die Arbeitgeber bieten nur 2,5 Prozent plus Einmalzahlung oder einen zweijährigen Abschluss. Nach den Betriebsversammlungen stehen nun Warnstreiks im Raum. Auch die Kindergärten haben vergangene Woche mit Betriebsversammlungen den Druck in den Lohnverhandlungen erhöht. Dabei sind Arbeitnehmer:innen in Österreich bei Streiks im internationalen Vergleich sehr zurückhaltend.

Österreichische Arbeitnehmer:innen streiken weit seltener als ihre europäischen Kolleg:innen. Österreich verzeichnet, ebenso wie die Schweiz, nur einen Streiktag pro 1.000 Beschäftigte im jährlichen Durchschnitt zwischen 2012–2021. Nur in der Slowakei wird noch seltener gestreikt (0 Streiktage pro 1.000 Beschäftigte). Auch in Schweden (2 Streiktage) und Ungarn (4 Streiktage) wird verhältnismäßig wenig gestreikt. Belgien und Frankreich hingegen haben eine ausgeprägte Streikkultur mit 96 bzw. 92 Streiktagen pro 1.000 Beschäftigte. Für Italien und Griechenland gibt es aufgrund fehlender Statistiken keine Daten, was aber nicht bedeutet, dass in diesen Ländern nicht gestreikt wird (siehe Taxi-Streiks in Italien im Oktober 2023).

Kanada verzeichnet 78, die USA neun Streiktage pro 1.000 Beschäftigte im jährlichen Durchschnitt zwischen 2012–2021. Aktuell ist die Zahl der Streiktage in den USA auf dem höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren, was auf die Streiks der Drehbuchautor:innen und Schauspieler:innen sowie der Arbeitnehmer:innen in der Automobilindustrie zurückzuführen ist. 2023 wird sich der Wert für die USA verneunfachen. Aktuell liegen die Vereinigten Staaten bei 86 Streiktagen pro 1.000 Beschäftigte. Im internationalen Vergleich verzeichnet Österreich die geringste Anzahl an Streiktagen. Kommt es hierzulande doch zum Streik, dann meist nur kurz.

In den letzten 30 Jahren wurde in Österreich durchschnittlich nur jedes 4. Jahr (23 Prozent) länger als einen Tag gestreikt. Innerhalb der letzten zehn Jahre gab es jährlich im Schnitt nur einen Streiktag pro 1.000 Beschäftigte. Der größte Streik seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang der 1950er Jahre fand vor 20 Jahren statt. 2003 streikten knapp 800.000 Arbeitnehmer:innen gegen die Pensions- und ÖBB-Reform. Die Eisenbahner:innen legten ihre Arbeit auch 1965 und 2022 nieder (insgesamt 146.000 und 15.000 Streikende in diesen Jahren). Beim bis dato größten Streik der Metallindustrie im Jahr 1962 waren 207.000 Beschäftigte beteiligt. Auch 2011 streikten die Metaller:innen für eine Lohnerhöhung. 1973 fand der bisher größte Lehrer:innen-Streik statt, wodurch die Zahl der Streikenden in diesem Jahr insgesamt 78.000 betrug.

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