Profite treiben die heimische Inflation in Österreich stärker als in fast allen anderen Ländern der Eurozone. Eine Analyse der Entwicklung des Anteils von Profiten an der Inflation über den Zeitraum von 2000 bis 2022 zeigt: Profite machten bei der Inflation in Österreich zuletzt um ein Viertel mehr aus als vor 2022. Drei Viertel der heimischen Teuerung gehen auf die höheren Unternehmensgewinne zurück, nur ein Viertel auf die Löhne. Das zeigt ein Vergleich des Momentum Instituts auf Basis von Eurostat-Daten.
Profitanteil an Inflation im Zeitverlauf steigend
Die Auswertung zeigt, dass wir uns nicht nur im Hinblick auf die Inflationsraten in einer außergewöhnlichen Situation befinden, sondern auch, was die Inflationstreiber betrifft. „Viele Unternehmen scheinen die Gunst der Stunde genutzt zu haben, um ihre Profite kräftig zu erhöhen“, so Mattias Muckenhuber, Ökonom am Momentum Institut. Die Unternehmen treiben die Preise weitaus stärker an als das im langjährigen Schnitt der Fall war. Von Anfang der 2000er-Jahre bis vor Krisenbeginn (4. Quartal 2019), lag der Beitrag der Profite von Unternehmen an der heimischen Inflation in der Eurozone bei 53 Prozent. Ende 2022 trugen sie im Vergleich zum Vorjahr knapp 60 Prozent bei, also um 6,6 Prozentpunkte mehr als im Vorkrisenzeitraum.
Österreich schert im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum noch drastischer aus. Der Beitrag der Profite lag zuvor bei 50 Prozent und steigerte sich um ganze 25 Prozentpunkte – also um beinahe das Vierfache des Euroraums. „Österreich hat lange Zeit nur zugeschaut, wie die Unternehmen im Energiebereich oder in der Landwirtschaft ihre Preise übermäßig erhöhen und Übergewinne einfahren. Das rächt sich nun für die Konsument:innen, die die hohen Preise zahlen müssen“, so Muckenhuber.
Hausgemachte Teuerung: Drei Viertel gehen auf Profite
Die Daten verzeichnen für das 4. Quartal 2022, sowohl für Österreich als auch für die Eurozone, die höchste Inflation seit Beginn der Datenaufzeichnung 1995. Die „hausgemachte“ Inflation, also jener Teil der Preiserhöhungen, der nicht auf die importierte Teuerung zurückgeht, lag im Euroraum bei 5,8 Prozent. Mit knapp 60 Prozent wurde mehr als die Hälfte der hausgemachten Inflation durch gestiegene Profite der Unternehmen verursacht. Die Unternehmen heben die Preise weiter an, als es ihre gestiegenen Kosten – etwa für Energie – notwendig machen. Die Profite der Unternehmen kurbeln die Inflation weiter an. Die Profit-Preis-Spirale dreht sich in Österreich deutlich schneller als im Eurozonen-Schnitt.
Denn für Österreich lag der Wert der heimischen Inflation zuletzt bei 6,5 Prozent, der Beitrag der Profite zur Teuerung ist mit 75 Prozent deutlich höher als im europaweiten Vergleich. „Drei Viertel der hausgemachten Inflation wurden durch Unternehmensprofite verursacht und nur ein Viertel geht auf die Löhne zurück. Österreich liegt damit in der Eurozone am unrühmlichen 4. Platz“, erläutert Muckenhuber. Nur in Zypern, Griechenland und Irland hatten Unternehmensgewinne einen noch höheren Anteil. In diesen Ländern war jedoch die Inflationsrate niedriger als in Österreich.
Das Momentum Institut empfiehlt Übergewinne bei Krisengewinnern abzuschöpfen. Während manche Unternehmen ihre Profite erhöhen, leiden Haushalte und andere Branchen oder Betriebe unter den steigenden Kosten. Übergewinnsteuern wurden schon in der Vergangenheit dazu verwendet, Krisengewinne und -verluste gleichmäßiger über die gesamte Wirtschaft zu verteilen. Mit Beginn 2023 senkt die Bundesregierung die Körperschaftssteuer sukzessive. Dadurch entgehen dem Staat mittelfristig rund 800 Millionen Euro pro Jahr im Endausbau. Die Bundesregierung sollte hier gegensteuern und die Körperschaftsteuer wieder anheben.