kinderbildung
/ 23. Januar 2024

Anlässlich des Internationalen Tags der Bildung am 24. Jänner, hat das Momentum Institut analysiert, wie viel Mittel die österreichische Bundesregierung in die Betreuung von Kleinkindern steckt. Das ernüchternde Ergebnis: Österreich investiert halb so viel oder sogar weniger in die frühkindliche Bildung als skandinavische Länder. Während Österreich lediglich 0,7 Prozent der hiesigen Wirtschaftsleitung in die Betreuung von Kleinkindern steckt, sind es in Dänemark 1,3 Prozent, in Schweden 1,8 Prozent und in Norwegen mit 2 Prozent des BIP fast dreimal so viel.

Würde Österreich so viel wie Dänemark in die Kleinkindbildung investieren, müssten jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro zusätzlich in die Kinderbetreuungsstätten fließen. Lautet das Vorbild Schweden, Island oder Norwegen müssten gar zwischen 4,4 und 5,2 Milliarden Euro mehr pro Jahr investiert werden. Pro Kind bedeutet das unter Umständen doppelt bis dreimal so viel Budget: Würde Österreich etwa 2 Prozent des BIPs in die Kindertagesstätten stecken, stünde ein Budget pro Kind von 21.380 Euro zur Verfügung. 

Das würde bedeuten, dass doppelt oder knapp dreimal so viel Geld für die Ausbildung und Bezahlung der elementarpädagogischen Fachkräfte, den Ausbau der Einrichtungen, kleinere Gruppen, längere Öffnungszeiten und damit hochwertige Bildungsangebote für die Kleinsten investiert wird. Vor allem die Ausbildung von qualifiziertem Fachpädagogischen Personal und die Gruppengröße sind wichtige Indikatoren für die Qualität einer Kinderbildungs- und betreuungsstätte. Momentan kommen auf 13 Kinder eine elementarpädagogische Fachkraft in Österreich. In Dänemark sind es 6 Kinder pro Fachkraft.

Bildungsausgaben pro Kind: Kindertagesstätten bei finanziellem Schlusslicht

Auch innerhalb Österreichs bilden die Zuwendungen für Kindertagesstätten zusammen mit den Ausgaben für Kinder in der Berufsschule das traurige Schlusslicht. In Berufsschulen werden etwa 5.417 Euro pro Schüler:in ausgegeben. Pro Kind in einer Kindertagesstätte lediglich 7.483 Euro. Am meisten wird in Kinder in Land- und forstwirtschaftlichen Schulen mit einer pro-Kopf-Ausgabe von 22.188 Euro investiert. Damit steckt das Land Österreich fast dreimal so viele Ressourcen in ein Kind in einer Land- und forstwirtschaftlichen Schule als in ein Kindergarten-Kind. Dabei zahlen sich Investitionen bei den Kleinsten am meisten für die Gesellschaft aus.

Investitionen in die Kinderbildung zahlen sich für alle aus

Wenn mehr Geld in die Kinderbildung- und betreuung fließt, hätte das viele positive Effekte - sowohl für die Kinder selbst, als auch für die Gesellschaft.

Zunächst zahlen sich Investitionen in frühkindliche Bildung für die Kinder selbst aus: Vor allem für Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien haben Interventionsprogramme in der frühen Kindheit deutlich stärkere Effekte, als wenn das erst später im Leben geschieht. Außerdem führt der Kindergartenbesuch später einmal zu mehr Bildungsjahren und einer höheren Wahrscheinlichkeit auf einen Hochschulabschluss (Fessler & Schneebaum, 2016). Weiters erhöht der Besuch einer elementaren Bildungseinrichtung die Wahrscheinlichkeit, später einmal Vollzeit erwerbstätig zu sein und steht in einem positiven Zusammenhang mit dem künftigen Einkommen.

Frühkindliche Bildungsinvestitionen zahlen sich außerdem nicht nur für die Kinder selbst, sondern auch für die gesamte Gesellschaft aus:

Baut man das Kinderbetreuung- und Bildungsangebot aus, und erhöht man die Qualifikation des Personals, entlastet das die Eltern und es kann Auswirkungen auf deren Erwerbstätigkeit oder das Erwerbsausmaß haben – besonders bei Müttern. Eine Studie der Arbeiterkammer (Schneider und Dreer, 2012) zeigt zudem, dass jeder Euro, der in den quantitativen Ausbau von Bildungs- und Betreuungsplätzen investiert wird, einen 9,6-fachen Nutzen und jeder Euro, der in den Ausbau der Qualität elementarer Bildungseinrichtungen für Kinder im Alter von 3–5 Jahren einen 8-fachen Nutzen bringt. Der Nutzen ergibt sich durch Mehreinnahmen der öffentlichen Hand sowie durch bessere Zukunftschancen für Kinder, die mit qualitativ hochwertigen Bildungs- und Betreuungsplätzen einhergehen. Diese sind mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer besseren Ausbildung, geringeren Gesundheitskosten und einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Arbeitslosigkeit verbunden.

Übrigens: Eine OECD-Studie (2023) zeigt, dass die öffentlichen Kosten, die durch Kinderarmut jährlich erzeugt werden, etwas über 1 % des BIP betragen. Damit könnte Österreich die notwendigen zusätzlichen Kosten für die Kinderbetreuung und -bildung stemmen und hätte gleichzeitig ein Vielfaches an positiven Effekten – etwa durch erhöhte Erwerbstätigkeit, bessere Gesundheit und höhere Bildung im Erwachsenenalter.

Das Momentum Institut empfiehlt daher, die Investitionen in frühkindliche Bildung und Betreuung auszuweiten (ähnlich zu dem Investitionsvolumen der skandinavischen Länder) und das Problem Kinderarmut ernsthaft zu bekämpfen - etwa über armutsfeste Sozialleistungen und eine Kindergrundsicherung. 

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