Klimakrise: Hochwasser, Waldbrände und andere extreme Wetterphänomene werden die Folge der Klimaerhitzung sein

Foto: Hermann Traub/Pixabay

Wir stehen am Anfang einer Klimakrise, die zur Katastrophe werden könnte. Hier findest du die wichtigsten Gründe für Kritik und Hoffnung im Kampf um unseren Planeten.

Jeder zweite Firmenwagen ist in Österreich ein SUV

SUVs im Stau

Diesen Sonntag wird in Paris durch eine Volksbefragung über eine Verdreifachung der Parkgebühren für SUVs abgestimmt. Damit will die Stadt der klimaschädlichen Entwicklung des wachsenden Anteils von SUVs Einhalt gebieten. Auch in Österreich ist der SUV-Anteil an den Neuzulassungen enorm – jeder zweite Neuwagen ist ein SUV. Aber der SUV-Trend geht sogar noch ein Stückchen weiter: Sogar jeder zweite neu zugelassene Firmenwagen in Österreich ist ein SUV, wie eine Analyse des Momentum Instituts zeigt. Weiters zeigt die Berechnung, dass in Bezirken mit besonders schlechter Öffi-Anbindung der SUV-Anteil deutlich höher ist.

Vergangenes Jahr wurden insgesamt 239.150 Pkws in Österreich neu zugelassen, wovon 107.432 SUVs waren – sprich knapp jeder zweite zugelassene Wagen ist ein Schwergewicht. Von diesen SUVs wurden rund zwei Drittel (73.859) als Firmenwagen zugelassen, das letzte Drittel (33.573) als Privatwagen. In keinem anderen Wagensegment, wie Kleinwagen oder Kompaktklasse, sehen wir so hohe Zulassungszahlen wie bei den SUVs, egal ob als Privat- oder Firmenwagen.

Die meisten SUVs, die als Firmenwagen neuzugelassenen wurden, sehen wir in Wien. Mehr als ein Viertel (19.715) aller neu zugelassenen Firmen-SUVs im Land befindet sich in Wien. Mit großem Abstand gefolgt von Niederösterreich (11.510) und Oberösterreich (11.124). Das Schlusslicht bei den SUV-Firmenwagen macht das Burgenland mit 1.734 neuzugelassenen.

Schlechte Öffi-Anbindung bedeutet meist SUV-Firmenwagen

Analysiert wurden die Neuzulassungen von SUVs auch auf Bezirksebene. Je schlechter die öffentliche Verkehrsanbindung in einem Bezirk ist, desto eher ist der Firmenwagen ein SUV-Modell. Den größten SUV-Anteil an Firmenwagen zeigen uns die Daten für den Bezirk Liezen. Dort haben 89 Prozent der Bewohner:innen einen unzureichenden Öffi-Zugang (Güteklasse E oder schlechter), knapp 7 von 10 Firmenwagen machen dort SUVs aus. Auch in den Bezirken Hermagor (85 Prozent unzureichender Öffi-Zugang), Villach Land (87 Prozent) und Reutte (90 Prozent) nehmen die SUVs überhand: fast 6 von 10 Firmenwagen sind Schwergewichte.

Bei den Bezirken, die trotz ausgezeichneter Öffi-Anbindung einen hohen SUV-Anteil bei den Firmenwagen haben, befinden sich die Wiener Bezirke Hernals, Innere Stadt, Alsergrund und Währing. Das Schlusslicht macht österreichweit der Bezirk Ottakring, mit einem SUV-Anteil bei den Firmenwagen von 28 Prozent.

SUV-Epizentrum Wien

Trotz der fantastischen Öffi-Anbindung in den Bezirken, weist Wien die meisten neuzugelassenen SUV-Firmenwagen auf. Lediglich in drei Bezirken sind von 10 Firmenwagen ‘nur’ drei SUVs: Ottakring (28 %), Leopoldstadt (SUV-Anteil an Firmenwagen: 32 %) und Rudolfsheim-Fünfhaus (33 %) .

Mit der bedenklichen Entwicklung des SUV-Booms stehen wir vor Problemen auf mehreren Ebenen. Einerseits ist die Entwicklung hin zu schwereren, ressourcenintensiveren und emissionsstärkeren Fahrzeugen klimapolitisch fatal. Denn erst vergangene Woche hat der EU-Rechnungshof darauf hingewiesen, dass die Verkehrsemissionen in Europa nicht sinken, weil das Gewicht und die Motorleistung der Fahrzeuge – und damit auch die Emissionen – ungebremst steigen.

Aber nicht nur aus klimapolitischer Perspektive sind SUVs ein Problem, sondern auch bei der Sicherheit und der gerechten Aufteilung des öffentlichen Raums. Denn SUVs sind größer und brauchen also mehr Platz, der von Menschen besetzt wird, die sich die tendenziell höherpreisigen fahrenden Schlachtschiffe überhaupt leisten können. Das Momentum Institut empfiehlt SUVs als Firmenwagen nur dann mit Steuergeld zu subventionieren, wenn es für die Sicherstellung des Betriebs und Ausführung der Tätigkeit zentral ist, dass es ein SUV-Modell ist. Darüber hinaus empfiehlt das Institut die Parkkosten an das Gewicht und an die Größe des Wagens zu orientieren. 
 

Ausbau Erneuerbare in Österreich nur schleppend

Erneuerbare Energie: Windenergie

Am 26. Jänner 2024 findet der erste internationale Tag der sauberen Energie statt. Zum Anlass hat das Momentum Institut den Ausbau von erneuerbarer Energie im EU-Vergleich seit 1990 analysiert. Obwohl wir in Österreich gute Voraussetzungen für Energiegewinnung aus Erneuerbaren haben, läuft der Ausbau vergleichsweise schleppend.

Seit 1990 stieg der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoinlandsverbrauch um nur 11,5 Prozentpunkte. Belief sich der Anteil 1990 noch auf 19,9 Prozent sind es 2021 31,4 Prozent. Österreich liegt damit unter dem Anstieg des EU-Durchschnitts von 12,8 Prozentpunkten. Dabei ist Österreich eigentlich ein prädestiniertes Land für die Energiegewinnung durch Erneuerbare. Dennoch decken wir unseren hiesigen Energieverbrauch heute nur um knapp ein Zehntel mehr durch Erneuerbare als vor knapp einem Vierteljahrhundert. Andere EU-Länder sind uns da meilenweit voraus.

Dänemark konnte beispielsweise 1990 nur 6 Prozent des Inlandsverbrauchs durch Erneuerbare decken, 2021 waren es bereits 41,5 Prozent. Auch Lettland war mit dem Ausbau zackig: Machten die Erneuerbaren 1990 anteilig noch 13,1 Prozent, sind es 2021 41,6 Prozent. Beide Länder haben somit – obwohl sie mit einem wesentlich geringeren Anteil 1990 ins Ausbau-Rennen gingen – Österreich bereits um etwa 10 Prozentpunkte überholt.

Finnland wies 1990 mit 19,2 Prozent einen ähnlich hohen Erneuerbaren-Anteil wie Österreich (19,9 Prozent) auf. 2021 deckt das nordische Land bereits 40,7 Prozent seines Verbrauchs mit erneuerbaren Energien. Die Zwischenbilanz des Erneuerbaren-Ausbaus führt uns vor Augen, dass es in Österreich an Tempo mangelt und wir uns nicht auf den topografischen Vorteilen des Landes, Stichwort Wind- und Wasserkraft, ausruhen dürfen. Ein wesentlicher weiterer Punkt: Reduzieren wir den Verbrauch von fossilen Energien, dann steigt der Anteil Erneuerbarer quasi wie von selbst. Elementar ist auch das Aus von Verbrennungsmotoren, denn rund 90 Prozent des Energieverbrauchs durch Straßenverkehr kommen aus fossilen Energieträgern.

Klimakrise: Superreiche und ihre Konzerne fahren die Welt an die Wand

Schild mit Aufschrift "There is NO Planet B" als Symbolbild für die Klimakrise

Vor wenigen Wochen haben wir das globale 2-Grad-Limit erstmals seit Menschengedenken durchbrochen. Der CO₂-Ausstoß wird 2023 so hoch wie noch nie sein. Wir sind von einer klimaneutralen Welt so weit entfernt wie die ÖVP von einer skandalfreien Kalenderwoche: theoretisch möglich, praktisch ausgeschlossen. Wer kleine Kinder hat, muss damit rechnen, dass die einmal in einer um 3 Grad heißeren Welt leben werden. Klingt harmlos, bedeutet aber: Wesentliche Teile der Erde sind dann unbewohnbar, Hungerkatastrophen und Wasserknappheit an der Tagesordnung, Millionen Menschen auf der Flucht. Die Erde als unser Lebensraum unwiderruflich zerstört.

Man könnte meinen, eine Weltklimakonferenz handelt bei diesem Ausblick schnell und entschlossen. Das Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn alle Zusagen der Länder umgesetzt werden, senkt das die Treibhausgase nicht schnell genug. Damit wir die 1,5-Grad-Grenze nicht sprengen, müssten laut Internationaler Energieagentur mehr als dreimal so viele eingespart werden. Wen verwundert das bei einer Klimakonferenz auf Einladung eines der weltweit größten Ölförderer? Ein Drittel der Wirtschaftsleistung in den Vereinigten Arabischen Emiraten geht auf Öl- und Gasexporte zurück. Der diesjährige Präsident der Weltklimakonferenz ist folgerichtig auch gleich Chef des staatlichen Ölkonzerns ADNOC. Während der Konferenz behauptete er, es gäbe keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass ein Ausstieg aus Öl beim Aufhalten der Klimakrise notwendig sei.

Hans Joachim Schellnhuber, einer der führenden Klimaforscher der Welt, sagte jüngst: “Die Klimakonferenzen werden immer größer und teurer, und die Ergebnisse werden immer armseliger." 9 von 10 ÖsterreicherInnen meinen, die Weltklimakonferenz bringt keine konkreten Verbesserungen. Ihr Gefühl trügt nicht: Es geht auf der Weltklimakonferenz vor allem um Geld. Es ist zwar nicht nachhaltig, aber unglaublich profitabel, den Planeten zu ruinieren.

Nur einhundert Konzerne – und ihre EigentümerInnen – sind für 70 Prozent der globalen CO₂-Abgase verantwortlich. Laut einer Studie lieben die Superreichen Investitionen in stark verschmutzende Industrien sogar besonders und stecken hier überdurchschnittlich viel ihres Geldes rein. Damit die Geschäfte von der Politik nicht gestört werden, üben sie ihre enorme politische Macht aus. Sie besitzen Soziale Netzwerke und Medien, finanzieren Parteien, ihnen gehören PR-Agenturen, sie engagieren LobbyistInnen. Davon waren auf der Weltklimakonferenz mehr, als VertreterInnen der zehn am härtesten von der Klimakrise betroffenen Länder zusammen. Diese Lobby wollen den Ausbau der Ölindustrie vorantreiben. 500 der 900 größten Öl- und Gaskonzerne wollen bis 2030 über 230 Milliarden Barrel Öl erschließen. Das würde die Menge an Treibhausgasen erzeugen, die die gesamte EU in 30 Jahren ausstößt. Entweder wir lassen zu, dass einige wenige sehr reiche Menschen unseren Planeten an die Wand fahren. Oder wir sichern die Lebensbedingungen für alle künftigen Generationen ab. Diese Klimakonferenz hat dazu allerdings keinen Beitrag geleistet.

 

Dieser Text erschien zunächst in leicht abgewandelter Form als Gastkommentar im Kurier.

 

Die Klimakonferenz schwimmt im Ölfilm

There is no Planet B

Die Weltklimakonferenz (COP) steht dieses Jahr unter einem schlechten Stern: Gastland sind die Vereinigten Arabischen Emirate – der siebentgrößte Ölförderer der Welt, bei Erdgas weltweit auf Platz 15. Bei den Big Playern in Sachen Öl und Gas ist der Staat ganz vorne mit dabei, ein Drittel der Wirtschaftsleistung gehen auf Öl- und Gasexporte zurück. Noch bedenklicher ist, wer dieses Jahr zum Präsidenten der COP gemacht wurde: Sultan Ahmed al-Dschaber, der Chef des staatlichen Ölkonzerns ADNOC. Geht das mit dem Ausstieg aus Öl und Gas zusammen? Wohl kaum. Genauso wenig, wie die geleakten Dokumente, nach denen das Gastland Gespräche mit 15 anderen Staaten über künftige Öl- und Gasdeals führt. Diese Schieflage der Interessen bei der Konferenz ist aber nichts Neues: Bereits im Vorjahr war der Einfluss der Lobbyisten fossiler Brennstoffe größer als der von Ländern und Interessensvertretungen. Delegationen aus afrikanischen Ländern und indigenen Gemeinschaften – also jene, die unter der Erderhitzung am meisten leiden und am wenigsten dazu beitragen – wurden von Vertreter:innen der Unternehmensinteressen in den Schatten gestellt.

Österreichische Wirtschaft versagt bei Emissionseinsparung
Das Motto der diesjährigen COP lautet „Waiting for the World to Change“. Dass wir aber nicht darauf warten können, dass sich die Welt von selbst im Sinne des Klimaschutzes ändert, zeigt uns allein ein Blick nach Österreich. Ziehen wir nach 28 Jahren der Konferenzen eine österreichische Bilanz, stellen wir fest: Die heimische Wirtschaft hat ihren CO₂-Ausstoß seit 1995 um ein Drittel gesteigert. Ganz ohne Emissionen lässt es sich natürlich nicht wirtschaften. Dass aber alleine im Jahr 2021 die Hälfte aller Wirtschafts-Emissionen aus fossilen Quellen stammte, ist kein Naturgesetz. Auch nicht, dass es mehr Emissionen werden. Wir wissen seit Jahrzehnten, spätestens aber seit dem Pariser Abkommen 2015, dass wir raus müssen aus Öl und Gas. Dennoch hält die Regierung an fossilen Brennstoffen fest. Erst diese Woche gab es grünes Licht für Gasbohrungen in Oberösterreich, während auch Österreich bei der COP ja eigentlich den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verhandelt.

Verkehr als Klima-Sünder
Gegen das Verbrenner-Aus hat Bundeskanzler Nehammer so lange gewettert, bis es schließlich aufgeweicht wurde. Anstatt sicherzustellen, dass ab 2035 keine Neuwägen mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden, bleibt der Verkehr das größte Sorgenkind beim Klimaschutz, sowohl in Europa als auch in Österreich. Der Verkehrssektor war 2019 in der EU für etwa ein Viertel der gesamten CO₂-Emissionen verantwortlich. 71,7 Prozent gehen dabei auf den Straßenverkehr zurück. Verkehr ist der einzige Bereich, in dem die Treibhausgasemissionen in den letzten drei Jahrzehnten in der EU zugenommen haben. Zwischen 1990 und 2019 stiegen sie in der EU um ein Drittel. Der größte Anteil der Verkehrs-Emissionen geht auf PKWs zurück. In Österreich sorgt der Straßenverkehr sogar für mehr als ein Viertel der gesamten Emissionen. Dabei sehen wir einen Trend zur Schiene, die Menschen in Österreich fahren immer mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Krux bei der Sache: Jede:r Zweite im Land hat einen unzureichenden Zugang zu öffentlichen Verkehrsmittel. 1,2 Millionen Menschen in Österreich sind gar nicht ans Öffi-Netz angebunden. Und trotzdem sehen wir, dass mehr Geld in Straßen gesteckt wird als in Schienen. Zwischen 1997 und 2022 wurden etwa 690 Kilometer an Schienenstrecken rückgebaut, während Autobahnen und Schnellstraßen um 347 km gewachsen sind.

Exzessiver Reichtum = Exzessiver CO₂-Ausstoß
Nicht jeder ist in gleichem Maße für steigende Temperaturen, lange Dürreperioden und Waldbrände verantwortlich. Während 80 Prozent der Österreicher:innen ihren CO₂-Ausstoß seit 1990 reduziert haben, hat das oberste Prozent im selben Zeitraum nochmal ein Viertel zugelegt. Das gilt nicht nur in Österreich. Das reichste Prozent der Welt verursachen so viel CO₂ wie fünf Milliarden Menschen zusammen. Die 0,1 Prozent – die reichsten der Reichen – führen einen noch obszöneren Lebensstil. Ganz vorne dabei bei den Klimasünden: Ihre Superyachten, Privatjets und Villen bis hin zu Weltraumflügen, Weltuntergangsbunkern und zu guter Letzt ihren Investitionen. Nur 100 Konzerne – und ihre Eigentümer:innen – verursachen mehr als zwei Drittel der globalen CO₂-Abgase. Es zeigt sich also deutlich, wo enorm viel Einsparungspotential vorhanden ist und wo Klimaschutz zuerst ansetzen muss: bei den Reichen. Dafür ist ein gesetzlicher Rahmen nötig, wie beispielsweise ein Verbot von Privatjets.

Keine Zeit mehr für Untätigkeit der Politik
Wir brauchen also dringend aktive Klimapolitik. In Österreich ist sie nach wie vor im Tiefschlaf: Seit über 1.000 Tagen warten wir auf ein verbindliches Klimaschutzgesetz. Im Budget für 2024 tragen nur knapp neun Prozent aller Maßnahmen positiv zum Klima- und Umweltschutz bei. Andererseits werden klimaschädliche Sektoren und Unternehmen mit sechs Milliarden Euro subventioniert. Dabei sollten jährlich mindestens 12,5 Milliarden Euro in dringend benötigte Klimainvestitionen fließen, um den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, die thermische Sanierung von Gebäuden und den Umstieg auf erneuerbare Energien voranzutreiben. Erst kürzlich forderte eine führende Klimawissenschafterin Haftstrafen für Politiker:innen, die keine adäquaten Schutzmaßnahmen umsetzen – in dem Fall würde das Klimaschutzgesetz wohl schnell folgen. Allerdings muss Klimaschutz Politiker:innen auch ohne Drohungen ein Anliegen sein. Denn wir können nur dann einen kollektiven Gewinn im Sinne eines bewohnbaren Planeten erzielen, wenn wir uns jetzt ohne weitere Verzögerungen kollektiv um den Klimaschutz bemühen.

Dieser Text erschien zunächst in unserer Kolumne "Ausgerechnet" bei Zackzack.at.

CO₂-Emissionen der österreichischen Wirtschaft seit erster Klimakonferenz um knapp ein Drittel gestiegen

Emissionen der Wirtschaft gestiegen

Heute startet die jährliche weltweite Klimakonferenz (COP). Insgesamt haben die bisherigen Klimakonferenzen keine Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes in Österreich bewirkt. Während zwar private Haushalte ihren CO₂-Ausstoß seit 1995 leicht reduzieren konnten, stiegen die Emissionen der österreichischen Wirtschaft um fast ein Drittel.

Bereits seit der ersten Klimakonferenz 1995 hat es Österreich verfehlt, seinen CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Die heimischen Wirtschafts-Emissionen stagnierten zunächst auf hohem Niveau und legten besonders in den frühen 2000er zu. Auch nach dem ersten Pandemiejahr stieg der CO₂-Ausstoß der Wirtschaft wieder merklich. Private Haushalte konnten ihre CO₂-Emissionen im Vergleich zu 1995 zwar geringfügig senken, zuletzt stiegen die Emissionen auch hier wieder an. Gerade der Verkehr, die nach wie vor Gas-lastige Energieversorgung und die Mineralölerzeugung heizen die heimischen Emissionen enorm an.

Seit 1995 hat der CO₂-Ausstoß in der Wirtschaft um 29 Prozent zugelegt. Mit 31,6 Millionen Tonnen im Jahr 2021 stammt die Hälfte der Wirtschafts-Emissionen nach wie vor aus fossilen Quellen. Bei den privaten Haushalten ist der CO₂-Ausstoß zwar im Vergleich zu 1995 gesunken, allerdings nur um ein mickriges Prozent. Mit 15,5 Millionen Tonnen im Jahr 2021 stammen auch Emissionen im Haushaltsbereich vorrangig (63 Prozent) aus fossilen Quellen. Allen voran der Verkehrssektor steht derzeit einer nachhaltigen Reduktion der fossilen Haushaltsemissionen im Weg. Dazu kommt, dass CO₂-Emissionen in Österreich enorm ungleich verteilt sind. Das einkommensreichste Zehntel der Haushalte verursacht 28 Prozent der heimischen Haushaltsemissionen – knapp so viel, wie die gesamte ärmere Hälfte der Haushalte zusammen. Das liegt daran, dass reichere Haushalte öfters größere Autos fahren, häufiger fliegen und generell enorm viel konsumieren. Bei den Reichsten gibt es also auch ein größeres Potential, CO₂ einzusparen – das müssen wir bei Klimaschutzmaßnahmen mitdenken.

Im neuen Budget 2024 tragen nur knapp neun Prozent aller Maßnahmen positiv zum Klima- und Umweltschutz bei. Demgegenüber stehen nach wie vor sechs Milliarden für klimaschädliche Investitionen. Wir warten seit über 1.000 Tagen auf ein Klimaschutzgesetz. Klimaschutz hat in Österreich nicht die notwendige Priorität, das sehen wir leider auch im Budget. Um etwa die thermische Sanierung von Gebäuden voranzubringen und den öffentlichen Verkehr auszubauen, müssten jährlich zumindest 12,5 Milliarden Euro für das Klima investiert werden. 

Klimasoziales Wohnen

Das Bild zeigt einen Handwerker, der ein Loch in eine Wand bohrt.

Im Rahmen der Wärmewende müssen Heizungen getauscht und Gebäude thermisch saniert werden. Fast die Hälfte der fossilen Gas-, Öl- und Kohleheizungen befinden sich allerdings in Mietwohnungen. Für viele Mieter:innen führte dieser Umstand in den letzten Monaten zu hohen finanziellen Belastungen. Damit der Heizungstausch in Mietwohnungen schneller vorangeht, braucht es zusätzliche Vorschriften und Anreize für Vermieter:innen. Das Momentum Institut empfiehlt in seinem Policy Brief außerdem Begleitmaßnahmen, damit die Kosten für die Sanierung nicht zur zusätzlichen Belastung von Mieter:innen führt. 

Rund 17,5 Prozent der österreichischen Treibhausgasemissionen, die nicht vom Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) abgedeckt werden, entstehen im Gebäudesektor. Der Großteil davon (rund 82 Prozent) stammt wiederum von den privaten Haushalten. Zur Eindämmung der Klimakrise ist daher eine Dekarbonisierung des Gebäudebereichs notwendig. Im Zuge der Wärmewende müssen in Österreich über 1,6 Mio. Heizungen getauscht, Wohnungen und Häuser thermisch gedämmt werden.

Mieter:innen-Vermieter:innen Dilemma


Rund die Hälfte der fossilen Heizungen (45,1 Prozent) befindet sich in Mietwohnungen, wo es zu einem Mieter:innen-Vermieter:innen-Dilemma kommt: Während Mieter:innen für hohe Energiekosten aufkommen müssen, obliegen thermische Sanierung und Heizungstausch den Vermieter:innen. Mieter:innen haben darauf keinen direkten Einfluss. Diese unfreiwillige fossile Abhängigkeit geht mit einem großen Preisrisiko und hohen Lebenshaltungskosten für Mieter:innen einher. 

Das Vermieter:innen-Mieter:innen-Dilemma ist bei den Gasheizungen am größten: Denn in über einem Viertel der Haushalte (27 %) wird mit Gas geheizt, wobei mehr als die Hälfte dieser Haushalte zur Miete wohnen. 

Fossile Abhängigkeit führt zu sozialen Problemen


Im Jahr 2020, also schon vor den aktuellen Energiepreissteigerungen, konnten sich rund 80.000 Haushalte in Österreich keine warme Wohnung leisten. Doch auch Heizungstausch und thermische Sanierung können zu sozialen Problemen führen, wenn die Kosten dafür an die Mieter:innen überwälzt werden. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Mieter:innen nach der Sanierung teilweise insgesamt höhere Miet- und Energiekosten haben als vor der Sanierung. Das kann dazu führen, dass ärmere Haushalte aus thermisch sanierten Wohnungen verdrängt werden. 

 

Handlungsempfehlungen

Um die Wärmewende auch in Mietwohnungen stärker voranzutreiben, sollte neben ambitionierteren gesetzlichen Verpflichtungen zum Heizungstausch ein Maßnahmenmix umgesetzt werden. Damit sollen Vermieter:innen stärker zum Heizungstausch bewegt werden, während Mieter:innen vor überbordenden Kosten geschützt werden:

  • Mietabschläge bei Richtwert- und Kategoriewohnungen mit fossilen Heizsystemen
  • Kostenteilung bei Energieabgaben und (CO2-)Steuern
  • Förderungen an Mietobergrenzen knüpfen
  • Transformationsagentur als zentraler One-Stop-Shop für Mieter:innen, Vermieter:innen und Bauunternehmen mit der Mission einer möglichst schnellen und nachhaltigen Wärmewende
  • Bessere Durchsetzung von Mietobergrenzen, starke Einschränkung von Befristungen bei Mietverträgen, besserer Konsument:innen-Schutz bei Contractor-Modellen
  • Recht auf thermische Sanierung im Mietrecht verankern

Autofreier Tag: Autofahren durch Inflation um ein Viertel teurer

autofreier-tag-autofahren-durch-inflation-ein-viertel-teurer.jpg

Am 22. September ist der internationale Autofreie Tag. In den letzten vier Jahren stiegen die Preise für öffentlichen Verkehr kaum, jene fürs Autofahren aber deutlich. Während die durchschnittlichen Ausgaben eines Haushalts mit einem Auto 2023 um ein Viertel höher sind als noch 2019 (jeweils August), stiegen die Kosten für Haushalte ohne Auto lediglich um 12 Prozent.

Teuerung: Preise explodieren fürs Auto, fast gleichbleibend bei Öffis

Im Vier-Jahres-Vergleich ist Autofahren deutlich teurer geworden. Im August 2023 kostete Treibstoff um 37 Prozent mehr als vier Jahre zuvor im August 2019. Für die Anschaffung eines PKWs muss knapp ein Drittel mehr bezahlt werden (31 Prozent), für Autoreifen 34 Prozent mehr. Im Gegensatz dazu verteuerten sich die Preise für umweltfreundliche Mobilität deutlich weniger bzw. stagnierten. Der Preis für Fahrräder stieg zwar um 13 Prozent, liegt aber immer noch um 10 Prozentpunkte unter den durchschnittlichen Preissteigerungen von 23 Prozent, gemessen mit der Inflationsrate (VPI-Gesamt). Die Preise für den öffentlichen Nahverkehr sind in den vergangenen vier Jahren nur um 1 Prozent gestiegen, die Preise fürs Bahnfahren um 4 Prozent. Autofahren ist nicht nur eine der klimaschädlichsten Formen der Fortbewegung. Autofahren reißt auch ein immer größeres Loch in die Geldbörse.

Autofahrer:innen müssen tiefer in die Tasche greifen

Im August 2019 gab ein Haushalt mit PKW im Durchschnitt noch 570 Euro pro Monat für den Besitz, die Instandhaltung und weitere Zusatzgebühren (Maut, Parken) eines Autos aus. Vier Jahre später müssen Autobesitzer:innen tiefer in die Tasche greifen: Im August 2023 mussten Haushalte mit PKW im Schnitt bereits 714 Euro aufwenden. Das sind 144 Euro pro Monat mehr in vier Jahren. Die Durchschnittsausgaben für PKW-Besitzer:innen sind damit im Verkehrsbereich um 25 Prozent gestiegen.

Die durchschnittlichen Ausgaben von Haushalten ohne PKW sind im Beobachtungszeitraum lediglich um 12 Prozent gestiegen, und damit um weniger als die Hälfte. Dazu kommt: Ganz grundsätzlich geben Haushalte ohne PKW deutlich weniger im Verkehrsbereich aus. Sie gaben im August 2023 für ihre Mobilität im Schnitt nur durchschnittlich 84 Euro pro Monat aus. Das ist acht mal weniger als PKW-Besitzer:innen.

Um den CO2-Ausstoß durch Verkehr zu verringern, empfiehlt das Momentum Institut den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und die Förderung alternativer Mobilitätsangebote, vor allem in ländlichen Regionen, in denen Menschen aktuell noch mangels Alternativen auf das Auto angewiesen sind.

Inflation: Bei Fernwärme und Gas ist Österreich Teuerungs-Spitzenreiter in der EU

Gasherd als Symbolbild für Energiesparen

Österreich ist weiterhin von starken Preissteigerungen im Energiebereich betroffen. Besonders beim Erdgas und der Fernwärme hat Österreich die höchste Inflationsrate im EU-Vergleich. Doch obwohl die heimischen Energieunternehmen hohe Übergewinne verzeichnen können, geben sie diese nicht in Form von Preissenkungen an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter und tragen somit zur weiter hohen Inflationsrate bei.

In vielen Ländern mit niedriger Inflation als Österreich, senken fallende Energiepreise die Teuerung. Nicht so in Österreich. Der Grund dafür: Österreich ist einsamer Spitzenreiter mit der EU-weit höchsten Teuerung bei Erdgas und Fernwärme. Um die Inflation stärker zu drücken, empfiehlt das Momentum Institut einen Preisdeckel für Fernwärme und Gas.

Fallende Energiepreise an internationalen Börsen und im Großhandel drücken bereits die Produktions- und Einkaufspreise der Energieunternehmen. In der EU kommen die fallenden Preise bei den Konsument:innen bereits an. Um -1,3 Prozent gingen die Energiepreise in der EU im Vergleich zum Juli des Vorjahres insgesamt zurück. In Österreich hingegen stiegen die Preise für Haushaltsenergie im Juli 2023 um 18,3 Prozent. 

Haushaltsenergie in Österreich hat die drittgrößte Inflationsrate in der gesamten EU.

Das Momentum Institut hat die Inflationsraten für Haushaltsenergie auf Basis von Daten der Europäischen Kommission (Eurostat) im Detail analysiert. Bei Erdgas und Wärmeenergie ist Österreich mit großen Abstand EU-weiter Spitzenreiter mit der höchsten Teuerung im Jahresvergleich. Dabei werden die Inflationsraten von Juli 2023 im Vergleich mit dem Vorjahresmonat Juli 2022 verglichen.

Österreich hat stärkste Preissteigerung bei Erdgas im gesamten EU-Vergleich.

Bei den Preisen für Gas mussten die Konsument:innen in Österreich EU-weit den höchsten Preisanstieg im vergangenen Jahr verkraften. Während in der EU die Preise für Erdgas im Schnitt um -2,1 Prozentpunkte gesunken sind, stiegen sie in Österreich um über drei Viertel, 77,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Das entspricht einem Unterschied von 79,3 Prozent. In zehn Ländern der EU fallen die Preise für den Gaskonsum der Haushalte bereits wieder deutlich. Unter den erfolgreichsten Ländern bei der Inflationsbekämpfung  befinden sich Spanien, Belgien, Griechenland und Dänemark. Diese Staaten schaffen es, dass die Gaspreise für Haushalte deutlich sinken. In Österreich sinken die Gaspreise weiterhin nicht, obwohl die Energiefirmen in Österreich hohe Übergewinne schreiben.

Auch bei Fernwärme haben Österreichs Energieversorger die Preise innerhalb der Europäischen Union am deutlichsten erhöht. In der Europäischen Union sind die Preise für Fernwärme im Vergleich zum Vorjahr um 17,5 Prozent gestiegen, während die Preise in Österreich um 60,3 Prozent teurer geworden sind. Das entspricht einem Abstand von 42,8 Prozent. Vier Länder haben Preissteigerungen von 30-40 Prozent erlebt, für alle anderen lagen sie im Vergleich zum Vorjahresmonat unter 20 Prozent.

Preise für Fernwärme steigen in Österreich am stärksten im EU-Vergleich

Bei den anderen Kategorien der Haushaltsenergie lag der Preisanstieg unter dem nach Landesgröße gewichteten Durchschnitt der Europäischen Union. Bei flüssigen Brennstoffen, wie beispielsweise Heizöl, liegt Österreich mit -30 Prozent unter dem EU-Schnitt von -24,6 Prozent. Bei festen Brennstoffen, unter anderem Pellets und Brennholz, lag der Preisanstieg im letzten Jahr in Österreich mit +4,7 Prozent unter dem EU-Schnitt von +18,7 Prozent. Bei Strom sanken die Preise in Österreich um -7,6 Prozent stärker als in der EU mit -2,6 Prozent.

Für den kommenden Winter empfiehlt das Momentum Institut einen Preisdeckel für Gas- und Fernwärme, um die Preise im Energiebereich stärker zu deckeln. Die heimischen Energieunternehmen haben noch Spielraum für Preissenkungen für ihre Kund:innen. Die Gewinne der heimischen Energieunternehmen zeigen, dass im Vergleich zum Vier-Jahres-Schnitt (2018-2021) haben Energieunternehmen in Österreich 2022 hohe Übergewinne eingefahren. Insgesamt haben die OMV mit plus 3 Mrd. €, der Verbund mit einem Plus von 1,2 Mrd. € und die neun Landesversorger mit insgesamt plus 468 Mio.€ zusammen rund 4,7 Milliarden Euro Übergewinne eingenommen. Die Gewinne aus der Produktion und aus dem Handel mit Energie werden von Österreichs Energieunternehmen nicht an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben. Auch deshalb fällt die Teuerung in Österreich höher aus als notwendig.

2022: Landesversorger fahren eine halbe Milliarde Übergewinne ein

2022: Landesversorger fahren eine halbe Milliarde Übergewinne ein

Energiekonzerne zählen in Österreich zu den Gewinnern des Kriegs in der Ukraine. Neben den zwei großen Konzernen OMV und Verbund haben auch die neun Landes-Energieunternehmen  Übergewinne eingefahren. Sie erwirtschafteten im Jahr 2022 rund 1,5 Milliarden Euro an Gewinnen. Im Durchschnitt der vier Jahre zuvor lagen die Gewinne bei 1,03 Milliarden Euro. Damit verzeichnen die Energieunternehmen im vergangenen Jahr einen Übergewinn von insgesamt 468 Millionen Euro im Vergleich zum Vorkrisenniveau.

Enorme Gewinnsteigerungen durch Krieg und Stromhandel

Ihren Gewinn am stärksten erhöhen konnte die Vorarlberger Illwerke AG mit einem plus von 150 Prozent, gefolgt von der Kelag Kärnten mit plus 93 Prozent, der Tiroler TIWAG mit + 84 Prozent und der Wien Energie mit ebenfalls + 83 Prozent. Niedrigere Übergewinne verzeichneten die Burgenland Energie AG, plus 25 %, die Energie AG Oberösterreich, plus 7 Prozent, und die EVN, plus 6 Prozent. Der Gewinn der Energie Steiermark blieb unverändert, somit plus 0 Prozent. Lediglich bei der Salzburg AG sank der Gewinn im Vergleich zum Vier-Jahres-Schnitt mit minus 98 Prozent. 

7 von 9 Energieversorgern schreiben 2022 Übergewinne 

Vergleicht man die Jahresergebnisse 2022 der Energiekonzerne mit den Vier-Jahres-Schnitt vor dem außergewöhnlichen Preisanstieg, ergeben sich daraus die Übergewinne der Energieversorger. In absoluten Zahlen – auch bedingt durch die Größe des Konzerns – ist der Übergewinn bei der Wien Energie mit 175 Millionen Euro am höchsten, gefolgt von der Vorarlberger Illwerke AG in Höhe von 118 Millionen. Euro, der Kelag Kärnten mit 103 Mio. Euro, der Tiroler TIWAG AG mit 82 Millionen Euro und der niederösterreichischen EVN in Höhe von 19 Millionen Euro. Etwas geringer fielen die Übergewinne bei der Energie AG Oberösterreich mit 7 Millionen Euro und der Burgenland Energie AG mit 6 Millionen Euro aus. Keine Übergewinnen im Vergleich zu vor der Krise verzeichneten die Energie Steiermark und die Salzburg AG. 

Übergewinnsteuer greift nicht ausreichend

Seit ersten Dezember letzten Jahres werden Erlöse von Stromerzeugern ab bestimmten Grenzwerten vom Staat abgeschöpft. Investiert ein Unternehmen in erneuerbare Energien, liegt der Grenzwert noch einmal höher. Diese Grenzwerte sind so hoch angesetzt, dass sie für einen großen Teil der Energiekonzerne gar nicht richtig greifen. Bei zu hohen Grenzwerten bleibt ein großer Anteil der Gewinne unberührt. Aktuell gilt diese Übergewinnsteuer lediglich für Strom. Bei Fernwärme oder Gas fehlt ein Preisdeckel zur Gänze. Ein erster wichtiger Ansatz wäre es, dass die Energiefirmen die fallenden Preise im Einkauf und in der eigenen Produktion an ihre Kundinnen und Kunden schnellstmöglich vollständig weitergeben. Dafür ist die Politik zuständig.

Earth Overshoot Day: Österreich auf Platz 8 bei Ressourcenverbrauch in EU

earth-overshoot-day2023-waldbrand-klimakatastrophe.jpg

Heuer fällt der globale Earth Overshoot Day auf den 2. August. Der österreichische Overshoot-Day war bereits am 6. April. Im internationalen Vergleich hat Österreich einen überdurchschnittlich hohen Ressourcenverbrauch. Das gilt nicht nur im Vergleich mit ärmeren Ländern, sondern auch innerhalb der EU.

Der Earth Overshoot Day wird jährlich an dem Tag begangen, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen, die der Planet innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann, aufgebraucht hat. Würde die gesamte Menschheit so leben, wie die Bevölkerung in Österreich, dann bräuchten wir dafür jährlich 3,7 Erden um den Ressourcenverbrauch schultern zu können.

Im internationalen Vergleich gibt Österreich eine noch schlechtere Figur ab, denn von den 159 erhobenen Ländern, belegen wir den 23. Platz jener Länder, die den frühesten Earth Overshoot Day im Jahr haben.

CO2-Ausstoß und Bodenverbrauch in Österreich

Der CO2-Ausstoß und der Bodenverbrauch stellen in Österreich die größten Probleme des Ressourcenverbrauchs dar. Denn der ökologische Fußabdruck – der beschreibt, wie viel Fläche ein Mensch benötigt, um seinen Bedarf an Ressourcen zu decken – hängt eng mit dem CO2-Fußabdruck – der beschreibt, welche Menge von Treibhausgasen durch eine Aktivität, einen Prozess oder eine Handlung freigesetzt wird – zusammen. Je mehr CO2 ausgestoßen wird, desto mehr Ressourcen brauchen wir um dieses CO2 wieder zu binden. Der ökologische Fußabdruck stellt eigentlich ein Flächenmaß dar. Um CO2 zu binden, wird angenommen, dass wir Wälder brauchen. Diese Waldflächen, die dann das CO2 binden, fließen wiederum in den ökologischen Fußabdruck ein. Österreich ist Spitzenreiter in Europa, wenn es um Bodenverbrauch geht. Täglich werden rund 13 Hektar – das entspricht ungefähr 18 Fußballfeldern – Land verbraucht, die Hälfte davon wird versiegelt, also zubetoniert. Auch in Sachen CO2-Einsparungen schläft Österreich. Seit 1990 haben wir fast nichts an Treibhausgasen eingespart, in der gesamten EU haben nur drei Länder weniger eingespart als Österreich.

Reiche als größten Klimasünder

Die reichsten Menschen im Land tragen anteilig einen wesentlich größeren Teil zur Klimakatastrophe bei. Während die einkommensärmere Hälfte der Bevölkerung ihren Treibhausgasausstoß 2019 im Vergleich zu 1990 um 9 Prozent reduzierte, verursachte das einkommensreichste Prozent sogar um 45 Prozent mehr. Auch der Rest des obersten Einkommenszehntels hat in Sachen Treibhausgasausstoß zugelegt. Sie verursachen im Beobachtungszeitraum 23 Prozent mehr klimaschädliche Emissionen. Die obere Mittelschicht (6.-9. Einkommenszehntel) stößt zusätzlich 5 Prozent mehr aus. Tatsächlich eingespart haben also nur die ärmsten 50 Prozent des Landes, diese Einsparungen werden durch das Konsumverhalten der reicheren Haushalte aber einfach aufgefressen.

Reiche Haushalte verbrauchen mehr Boden und stoßen mehr CO2 aus als ärmere Haushalte. Reiche Menschen wohnen häufiger in Einparteihäusern, versiegeln für ihren Wohnraum also mehr Bodenfläche. Außerdem fahren sie tendenziell größere Autos für die wiederum mehr Platz benötigt wird. Gleichzeitig ist auch ihr CO2-Fußabdruck deutlich höher.

Die reichsten 10 Prozent der Haushalte verursachen knapp ein Drittel der gesamten Emissionen in Österreich. Die ärmsten 50 Prozent der Bevölkerung sind lediglich für ein Viertel der Emissionen verantwortlich. Diese massive Schieflage macht deutlich, dass Klimaschutz bei den Reichen ansetzen muss, dort gibt es das größte Einsparungspotenzial. Verbraucht die obere Hälfte der Bevölkerung nur so viel wie die ärmere, halbiert sich der gesamte Ausstoß sogar.

Das Momentum Institut empfiehlt bei exzessivem und klimaschädlichem Verhalten anzusetzen. Maßnahmen im Bereich der Mobilität wären ein Verbot von Privatjet- und Kurzstreckenflügen, Vielfliegerabgaben und gewichts- sowie größenabhängige Parkgebühren (SUV vs. Kleinwagen). Auch im Wohnbereich könnte man ansetzen: Ein vergünstigter Grundbedarf bei Gas und Strom sorgt dafür, dass Grundbedürfnisse leistbar bleiben. Darüberhinausgehender Energieverbrauch sollte dafür teurer werden, um Sparanreize bei exzessivem Verbrauch zu setzen. Weitere Bodenversiegelung sollte nur passieren, wenn die Versiegelung notwendig ist und keine Alternativen bestehen, viel eher sollten Böden wieder zunehmend entsiegelt werden.