Arbeit
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full

KV-Verhandlungen Sozialwirtschaft & Handel: Reallohnlücke bei Tariflöhnen seit 2021

Barbara Schuster
13. November 2025
KV-Verhandlungen Sozialwirtschaft & Handel: Reallohnlücke bei Tariflöhnen seit 2021

Die Kollektivvertragsverhandlungen für Handel und Sozialwirtschaft gehen heute in die nächste Runde. Unsere aktuelle Auswertung zur Entwicklung von Preisen und Tariflöhnen im Vergleich zu 2021 zeigt: Die Abschlüsse der letzten beiden Jahre haben zwar zur Inflationsrate aufgeschlossen, den in der Hochinflationsphase entstandenen Kaufkraftverlust der Jahre zuvor aber in den Branchen Handel und Sozialwirtschaft nicht ausgeglichen. 

Die Auswertung vergleicht den Anstieg des Verbraucherpreisindex und der jeweiligen Tariflohnindizes von Angestellten und Arbeiter:innen im Handel, in der Sozialwirtschaft, sowie von Beschäftigten der Gesamtwirtschaft verglichen mit dem Durchschnitt 2021. 

Bis Ende 2023 lagen die Preise deutlich über den kollektivvertraglichen Tarif-Lohnanpassungen. Erst ab 2024 nähern sich die Tarif-Lohnkurven wieder der Preisentwicklung an, teilweise ziehen sie knapp darüber. 

Auf den ersten Blick scheinen die letzten Abschlüsse die Rekordinflation der letzten Jahre auszugleichen. Unsere Auswertung zeigt jedoch: Viele Beschäftigte haben seit Jänner 2022 real mehrere Tausend Euro an Kaufkraft verloren – und dieser Verlust ist bisher nicht wieder aufgeholt. 

Besonders sichtbar ist der Rückstand in der Sozialwirtschaft, wo die Tariflöhne schwächer angehoben wurden als im Handel. Aber auch dort liegen die kumulierten Lohnanpassungen über den gesamten Beobachtungszeitraum nur knapp auf der Höhe der Preisentwicklung. Für die Betroffenen bedeutet das: höhere Lebenshaltungskosten bei dauerhaft gedrückter realer Kaufkraft. 

Während etwa die kumulierte Inflationsrate seit Jänner 2022 bei 25 Prozent liegt, beträgt der Tariflohn von Angestellten (22,6 Prozent) und Arbeiter:innen (23,8 Prozent) in der Sozialwirtschaft und von Handelsangestellten (23,5 Prozent) zwischen 1,2 bis 2,4 Prozentpunkte darunter. Der Tariflohnindex der Gesamtwirtschaft stieg mit 25,2 Prozent minimal mehr als die kumulierte Teuerungsrate, ebenso der Tariflohn von Arbeiter:innen im Handel (26 Prozent). Die durchschnittlichen Bruttolöhne von Handels-Arbeiter:innen lagen am Beginn des Beobachtungszeitraums aber knapp um ein Drittel unter den durchschnittlichen Löhnen von Angestellten im Handel.

Handel und Sozialwirtschaft sind systemrelevante Branchen für unsere Versorgung. Nach Jahren hoher Inflation ist es sinnvoll die Kaufkraft jener zu stabilisieren, die diese wichtigen Leistungen für uns alle auch erbringen.

Die Lohnanpassungen sollten daher im Rahmen der aktuellen KV-Verhandlungen mindestens in Höhe der Inflationsrate vereinbart werden. Nur so lässt sich verhindern, dass sich die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre weiter kumulieren und die Einkommensschere insbesondere bei niedrigeren Einkommen weiter aufgeht. 

Anzeige
Alles
Text
Grafiken
filter filter