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Wer nichts übrig hat, kann auch nichts beitragen

Barbara Blaha
06. Mai 2025
Wer nichts übrig hat, kann auch nichts beitragen

Österreich steckt tief in der Budgetkrise. Nun fordern Ökonom:innen reihenweise, die privaten Haushalte müssten das Budgetloch stopfen – es gehe ihnen ohnehin gut, sie würden zu viel sparen. Nur: Wer ist damit eigentlich gemeint?

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Gespart wird nicht überall – sondern ganz oben. Während das reichste Einkommenszehntel 40 Prozent seines Einkommens – im Schnitt über 2.000 Euro pro Monat – auf die hohe Kante legt, spart das unterste Zehntel genau nichts. Ganz im Gegenteil: Weil es sich hinten und vorne nicht ausgeht, leben viele Haushalte dauerhaft im Minus. Ihre Sparquote liegt bei minus 58 Prozent. Sie geben mehr aus, als sie haben – weil es anders nicht geht. Und jeder dritte Haushalt in Österreich kann gar nichts sparen.

Die einen wissen nicht, wohin mit dem Geld – die anderen nicht, wie sie über den Monat kommen. Trotzdem wollen Wirtschaftsforscher unten kürzen, statt oben zu holen. Dabei ist gerade das ökonomisch unsinnig. Wer wenig hat, gibt jeden zusätzlichen Euro sofort wieder aus: für Miete, Lebensmittel, Heizung. Dieses Geld fließt zurück in die Wirtschaft, stabilisiert Konsum, Beschäftigung – und die öffentlichen Einnahmen. Genau das, was das Land jetzt braucht.

Oben hingegen wird das Geld geparkt: in Stiftungen, Depots, Immobilien. Was dort landet, fließt nicht in den Supermarkt, nicht zum Bäcker ums Eck – sondern bleibt der Realwirtschaft fern. Wer die Konjunktur stärken will, muss von oben nach unten umverteilen.

Eine Millionärssteuer würde nicht nur für mehr Gerechtigkeit sorgen – sie wäre ein Konjunkturpaket zum Nulltarif. Allein eine moderate Millionärssteuer ab einer Million Euro Nettovermögen, wie sie das Momentum Institut modelliert hat, würde rund 5 Milliarden Euro bringen. Ohne einen einzigen Haushalt in den unteren 95 Prozent wehzutun.

Wer das Budget sanieren will, muss endlich jene zur Kasse bitten, die es sich leisten können – nicht jene, die schon heute nichts mehr auf die Seite legen können.

 

Dieser Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

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