Bausteine
/ 23. Oktober 2023

Am Dienstag, 24. Oktober 2023, streiken die Pädagog:innen der privaten und städtischen Kindergärten und Freizeitpädagog:innen für bessere Arbeitsbedingungen. Frauen in der Kinderbetreuung bekommen im Schnitt einen Nettolohn von 1.464 Euro und liegen damit lediglich 72 Euro über der Armutsgefährdungsschwelle. In den Bundesländern Tirol, Oberösterreich und Salzburg wird die Arbeit sogar unter der Armutsgefährdungsschwelle abgegolten. Am meisten Gehalt erhalten Frauen in der Kinderbetreuung in Wien, dort bekommen sie im Schnitt 1.661 Euro pro Monat und liegen damit 197 Euro über dem österreichweiten Durchschnitt. Am wenigsten bekommen sie in Tirol mit durchschnittlich 1.312 Euro netto pro Monat. Das Gehalt in Tirol liegt somit 152 Euro unter dem Durchschnittsgehalt in Österreich und sogar 80 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 Euro (1-Personen-Haushalt).

Auch in Oberösterreich liegt das Gehalt im Schnitt um 57 Euro und in Salzburg um 10 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle. Dass wir die Menschen, die uns in so einer vulnerablen Phase unseres Lebens betreuen und begleiten, so geringschätzend bezahlen, sogar teilweise so wenig, dass diese Betreuerinnen mit ihrem monatlichen Einkommen nicht einmal über der Armutsgrenze liegen, gleicht einem Armutszeugnis für die Politik.

Hinzu kommt, dass Kinderbetreuer:innen und Pädagog:innen im Kindergarten jeden Tag im Schnitt 20 Kinder betreuen. In Kärnten und Wien sind in einer Gruppe sogar rund 22 Kinder. Qualitativ hochwertige Kinderbildung- und -betreuung kann nur mit möglichst kleinen Gruppen und guten Arbeitsbedingungen für Pädagog:innen funktionieren. Gerade weil Kinderbildung- und -betreuung so verantwortungsvolle Arbeit ist, sind 1.464 Euro Nettolohn schlicht zu wenig. 

 

Je höher der Frauenanteil, desto niedriger das Gehalt

Ein Vergleich von Branchen hinsichtlich des Frauenanteils und den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen verdeutlicht die monetäre Geringschätzung von Beschäftigten in der Kinderbetreuung. 92 Prozent der Beschäftigten in der Kinderbetreuung sind weiblich. Im Schnitt bekommen sie pro Stunde 14,97 Euro brutto.

In der Branche Elektrotechnik sind die Ingenieur:innen zu 91 Prozent männlich, im Schnitt erhalten sie 34,81 Euro brutto pro Stunde. Dass allein die Differenz der Bruttostundenlöhne zwischen den Branchen der Elektrotechnik und der Kinderbetreuung mit 19,84 Euro höher ist als der Stundenlohn in der Kinderbetreuung an sich, spricht Bände darüber, welchen Wert wir in unserer Gesellschaft einer so zentralen Aufgabe zuschreiben.

Eine Studie aus Deutschland analysiert in diesem Zusammenhang den so genannten "Comparable Worth Index (CW)". Hinter diesem Begriff steht die Forderung nach "gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit". Mit dem CW-Index lassen sich die Arbeitsanforderungen in „Frauen-“ und „Männerberufen“, die auf den ersten Blick nicht miteinander vergleichbar erscheinen, geschlechtsneutral vergleichen. Die Analysen mit dem CW-Index zeigen deutlich zu geringe Bewertungen und Bezahlungen der hoch anspruchsvollen und häufig weiblich dominierten Care-Berufe gegenüber gleichwertigen „Männerberufen“.

Die obige Grafik zeigt, dass das auch für Österreich zutrifft. Alle der ausgewählten Berufe haben den gleichen CW-Index, sind also miteinander vergleichbar in ihren beruflichen Anforderungen. Dennoch ist der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Kinderbetreuer:innen um mehr als die Hälfte niedriger als jener von Ingenieur:innen oder Jurist:innen.

Das Momentum Institut empfiehlt die Löhne für Tätigkeiten in der Kinderbetreuung und in anderen Care-Berufen, wie etwa der Betreuung im Gesundheitswesen anzuheben.

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