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Grundsteuer: Österreich liegt im internationalen Vergleich weit zurück

Leonard Jüngling
09. Dezember 2025
Grundsteuer: Österreich liegt im internationalen Vergleich weit zurück

Österreich hebt aus Steuern auf Grund und Boden im internationalen Vergleich äußerst geringe Einnahmen ein. Mit lediglich 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) liegt das Land auf Rang 32 von 38 führenden Industriestaaten. Nur sechs OECD-Länder erzielen noch geringere Einnahmen aus Grundsteuern. An der Spitze steht das Vereinigte Königreich, das 2,8 Prozent seiner Wirtschaftsleistung durch Steuern auf Grund und Boden einnimmt. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 0,95 Prozent, innerhalb der EU bei 0,69 Prozent. Länder wie Frankreich, Griechenland, Belgien, Dänemark und Italien setzen besonders stark auf Grundsteuern und erzielen damit Einnahmen von bis zu zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Das zeigt ein aktueller Vergleich auf Basis von Daten der OECD.

Im Durchschnitt heben die führenden Industrieländer fast fünfmal so viel aus Grundsteuern ein wie Österreich. Das Vereinigte Königreich sogar das 14-Fache. Eine höhere Grundsteuer würde einen zentralen Beitrag zur Sanierung der Gemeindefinanzen leisten.

Eine Anpassung Österreichs an internationale Niveaus würde beträchtliche Mehreinnahmen ermöglichen. Eine Anhebung auf den EU-Durchschnitt brächte rund 2,3 Milliarden Euro zusätzlich, auf den OECD-Durchschnitt etwa 3,6 Milliarden. Eine Orientierung am dänischen Niveau entspräche einem Einnahmenplus von 4,7 Milliarden Euro, am französischen sogar 8,2 Milliarden Euro. In den OECD-Zahlen für Österreich enthalten sind neben der Grundsteuer B auch die Grundsteuer A, die Bodenwertabgabe, die Abgabe von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie deren Beiträge zum AFFB/FLAF.

Noch extremer fällt Österreichs Position aus, wenn man statt der Wirtschaftsleistung das Steueraufkommen für den internationalen Vergleich heranzieht. Als Anteil am Steueraufkommen befindet sich Österreich auf dem vorletzten Platz der 38 OECD-Länder. Lediglich 0,46 Prozent des Steueraufkommens hob Österreich über die Grundsteuer ein. Weniger lukrierte nur Luxemburg mit 0,14 Prozent. Spitzenreiter sind die USA mit 10 Prozent und das Vereinigte Königreich mit 8 Prozent. Innerhalb der EU haben Frankreich (4,4 Prozent), Griechenland (3,7 Prozent) und Belgien (3 Prozent) den größten Anteil des Steueraufkommens aus Steuern auf Grund und Boden. Österreich verlangt fast gar keine Steuern von seinen Grund- und Immobilienbesitzer:innen, besteuert dafür aber Arbeit hoch. Andere Länder belohnen Arbeit stärker, finanzieren sich dafür aber mehr von den Besitzenden. Große Flächen in Österreich sind oft vererbt. Zu den größten privaten Grundbesitzer:innen gehören in Österreich die jahrhundertealten Adelsgeschlechter sowie Industrielle.

Österreich bei Steuern auf Grund und Boden OECD-weit im hintersten Bereich. Steuern auf Grund und Boden in Prozent des gesamten Steueraufkommens 2023. Eine Grafik des Momentum Instituts. In Österreich beträgt der Anteil 0,46 Prozent des gesamten Steueraufkommens. Im OECD-Schnitt 2,83 Prozent. Der EU-Schnitt der OECD-Mitgliedsländer liegt bei 1,79 Prozent.

Die schwache Entwicklung der Grundsteuereinnahmen zeigt sich auch im Langfristvergleich deutlich. Seit dem Jahr 2000 sind die Immobilienpreise um 164 Prozent gestiegen, das Bruttoinlandsprodukt um 133 Prozent. Die Grundsteuereinnahmen legten im selben Zeitraum jedoch nur um 82 Prozent zu – also knapp halb so stark wie die Immobilienpreise. Ursache ist die Bemessung anhand veralteter Einheitswerte aus den 1970er-Jahren, die die tatsächlichen Marktwerte schon lange nicht mehr widerspiegeln.

Die Gemeindefinanzen stehen unter erheblichem Druck. Steigende Ausgaben etwa für Pflege, Kindergärten und Spitäler treffen auf strukturell zu niedrige Einnahmen aus der Grundsteuer. Eine Reform ist längst überfällig.

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