Wer in Österreich zur Miete wohnt, muss deutlich mehr vom Einkommen zur Deckung der Grundbedürfnisse Wohnen, Energie und Lebensmittel ausgeben als Personen, die im Eigentum leben – und ist damit von der Teuerung der letzten Jahre besonders hart getroffen. Das zeigt unsere aktuelle Auswertung anlässlich der neuen Inflationszahlen.

In der unteren Einkommenshälfte geben Mieter:innen im Schnitt 68 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Wohnen, Essen und Heizen aus. Die Kosten für das Wohnen machen hier den größten Brocken aus. Menschen im Eigentum müssen dagegen nur 38 Prozent ihres Einkommens dafür aufwenden. Auch in der oberen Einkommenshälfte bleibt die Schere deutlich: Mieter:innen zahlen 30 Prozent, Eigentümer:innen nur 20 Prozent zur Deckung der Grundbedürfnisse.

Menschen in Miete belastet die Teuerung wesentlich stärker, da sie mehr von ihrem Einkommen zur Deckung von unvermeidbaren Ausgaben aufwenden müssen. Allein die Deckung der Grundbedürfnisse frisst schon bis zu zwei Drittel ihres Einkommens auf.

Mieter:innen seit Jahren stärker belastet

Seit 2010 sind die Ausgaben von Mieter:innen um insgesamt 56 Prozent gestiegen – und damit deutlich stärker als bei Eigentümer:innen (+52 Prozent). Bei den Mietenden sind die Ausgaben zur Deckung der Grundbedürfnisse insgesamt um 30 Prozent gestiegen, bei den Eigentümer:innen nur um 19,3 Prozent.
Besonders stark schlugen dabei die Wohnkosten zu Buche: Bei Mieter:innen stiegen sie um 17,1 Prozent, bei Eigentümer:innen hingegen nur um 3,8 Prozent. Die gesamten Mehrausgaben für Grundbedürfnisse machen bei den Menschen in Eigentum beinahe so viel aus, wie Mieter:innen mittlerweile nur für das Wohnen zusätzlich ausgeben müssen.

Zwar stiegen die Ausgaben für Lebensmittel (Miete: +8,5 %, Eigentum: +9,3 %) und Energie (Miete: +4,5 %, Eigentum: +6,1 %) bei Menschen im Eigentum etwas stärker, dennoch können sie insgesamt die Teuerung leichter abfedern, weil die Wohnkosten bei ihnen kaum ins Gewicht fallen.

Wer zur Miete wohnt, ist seit Jahren stärker von der Teuerung betroffen. Eigentümer:innen konnten ihre Fixkosten relativ stabil halten, Mieter:innen waren den Mietpreisen, vor allem im privaten freifinanzierten Mietsektor, schutzlos ausgeliefert, während die Löhne kaum mithalten konnten. Der angekündigte Mietpreisdeckel der Regierung ist ein wichtiger Schritt, allerdings ist er noch zu löchrig ausgestaltet und nimmt die massiven Mietsteigerungen der letzten Jahre nicht zurück.

Wir empfehlen maximale jährliche Mietsteigerungen von 2 Prozent in allen Mietsegmenten. Vor allem das angedachte Modell für den freifinanzierten Neubau (maximal 3 Prozent, darüber halbe-halbe zwischen Mieter:in und Vermieter:in) schützt Menschen am Mietmarkt nicht ausreichend. Darüber hinaus muss der Betriebskostenkatalog gesetzlich vereinheitlicht und um Posten bereinigt werden, die eindeutig den Besitz von Vermieter:innen schützen (etwa die Grundsteuer, Versicherungskosten für das Gebäude, Hausverwaltung).

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