Langzeitbeschäftigungslosigkeit bleibt hoch – Jobgarantie ist effizient und kostet überraschend wenig


Im Vorfeld der nächsten Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen des AMS, haben wir analysiert, wie es derzeit um die Langzeitbeschäftigungslosigkeit in Österreich steht – und welche Kosten eine Jobgarantie je nach Altersgrenze und Dauer der Beschäftigungslosigkeit von Beziehenden bedeuten würden. Die Ergebnisse zeigen: Die Langzeitbeschäftigungslosigkeit verharrt auf hohem Niveau, die Kosten einer Lösung sind dagegen erstaunlich niedrig.
In Österreich waren im August 2025 über 122.000 Personen länger als ein Jahr ohne Erwerbsarbeit – das sind mehr Menschen als in ganz Innsbruck leben, der sechstgrößten Stadt Österreichs. Besonders betroffen sind ältere Menschen. Je höher das Alter, desto stärker steigt die Wahrscheinlichkeit, in Langzeitbeschäftigungslosigkeit abzurutschen – und dort auch zu verharren. Insgesamt haben 15.218 Menschen über 45 Jahre bereits mindestens vier Jahre ohne Beschäftigung hinter sich. Unter den über 55-Jährigen gibt es 32.783 Personen, die seit über einem Jahr Erwerbsarbeit suchen.
Die Zahlen machen deutlich, wie festgefahren die Situation für viele Betroffene ist. Lange Beschäftigungslosigkeit bedeutet nicht nur hohe Kosten für die öffentliche Hand – sie ist vor allem auch eine enorme psychische Belastung für die Menschen selbst und erhöht das Risiko krank zu werden. Am teuersten ist es, in dieser Situation einfach nichts zu tun.
Langzeitbeschäftigungslosigkeit bedeutet öffentliche Kosten bestehend aus dem ausbezahlten Arbeitslosengeld, Schulungen, Beratung, aber auch entgangene Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträge. Die Kosten für Jobgarantie-Programme wären je nach Ausgestaltung nicht wesentlich höher und fließen außerdem teilweise durch die Lohnsteuer und Sozialbeiträge, sowie auch durch Konsumsteuern wieder zurück an die öffentliche Hand.
Die Berechnungen zeigen: die finanzielle Dimension einer Jobgarantie ist äußerst überschaubar. Führt die Regierung eine Jobgarantie, mit einem monatlichen Bruttogehalt von 2.500 Euro für alle über 55 Jahre ein, die seit über einem Jahr arbeitssuchend sind, belaufen sich die Kosten auf 983 Millionen Euro pro Jahr und entspricht gerade einmal 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung in Österreich (BIP). Gibt es eine Jobgarantie nur für jene mit über fünf Jahren Beschäftigungslosigkeit, schrumpfen die Kosten auf gerade einmal 226 Millionen Euro – 0,05 Prozent des BIP. Lohnnebenkosten, unter anderem die Dienstgeberanteile bei Kranken-, Unfall-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung, Kommunalsteuer und die Beiträge zum Familienlastenausgleichsfonds, sind in der Kostenschätzung berücksichtigt.
Die gesamten aus einer Jobgarantie resultierenden positiven Rückflüsse in den Staatshaushalt durch Lohn- und Konsumsteuern, sowie Sozialversicherungsbeiträge, sind in der Berechnung der Kosten noch gar nicht eingepreist und schmälern das tatsächliche Volumen wohl noch deutlich.
Eine Jobgarantie für alle über 25 Jahre, die seit mehr als einem Jahr beim AMS gemeldet sind, würde jährlich 3,7 Milliarden Euro kosten – 0,74 Prozent des BIP. Gilt die Jobgarantie für über 25-Jährige erst, sobald ihre Arbeitssuche länger als 5 Jahre dauert, sinken die Kosten auf nur 492 Millionen Euro (0,1 Prozent des BIP).
Damit wäre ein umfassendes Programm zur Bekämpfung der Langzeitbeschäftigungslosigkeit immer noch günstiger, als was der Staat jedes Jahr durch klimaschädliche Subventionen verliert. Die öffentlichen Debatten über eine Jobgarantie wirken oft, als würde es um unleistbare Milliardenprojekte gehen. Das Gegenteil ist der Fall. Im Verhältnis zum BIP sind die Kosten minimal und die Jobgarantie kostet weniger, als wir etwa mit klimaschädlichen Subventionen verlieren – die positiven Effekte auf soziale Teilhabe, Gesundheit und Zukunftschancen sind aber enorm.
Programme wie die Jobgarantie Marienthal oder die Aktion 20.000 haben gezeigt, dass öffentliche Beschäftigungsprogramme Menschen rasch und dauerhaft in Jobs bringt, die psychische Belastung senkt, Gemeinden und Regionen stärkt und langfristig sogar Kosten spart. Beide Programme zeigen, dass gut gestaltete öffentliche Beschäftigung Arbeitslosigkeit wirksam abbaut, statt sie nur zu verwalten.
Angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen wäre die Regierung gut beraten, endlich in eine Jobgarantie zu investieren. Wir wissen, dass sie wirkt. Wir wissen, dass sie leistbar ist. Und wir wissen, dass sie für die Betroffenen einen Unterschied macht, den kein Förderkurs ersetzen kann.
Das Momentum Institut empfiehlt die Jobgarantie für über 55-Jährige als ersten Schritt einzuführen, weil hier der Bedarf besonders hoch ist. In einem weiteren Schritt empfiehlt die Denkfabrik die Ausweitung auf über 25-Jährige mit mehr als einem Jahr Arbeitslosigkeit im Endausbau. Vor allem sollten sinnvolle, gemeinwohlorientierte Jobs, etwa in Pflege, Klimaschutz, öffentlicher Infrastruktur, Sozialorganisationen oder dem Gemeindedienst aufgebaut werden.