Klima
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Budgetwirksamer Klimaschutz: Flug-Besteuerung bringt jährlich 1,8 Milliarden Euro

Barbara Schuster
24. Oktober 2025
Budgetwirksamer Klimaschutz: Flug-Besteuerung bringt jährlich 1,8 Milliarden Euro

Anlässlich des Internationalen Tags des Klimaschutzes am 24. Oktober zeigt eine Analyse des Momentum Instituts das enorme Einnahmenpotenzial durch eine bessere Besteuerung von Flugverkehr in Österreich. Eine Modernisierung der Ticketabgabe, sowie eine Reduktion von bestehenden klimaschädlichen Subventionen des Fliegens kann jährlich rund 1,8 Milliarden Euro bringen.

Aktuell beträgt die Flugabgabe 12 Euro pro Passagier:in bei Flügen, die in Österreich starten. Handelt es sich um einen Flug mit einer Distanz unter 350 Kilometer werden 30 Euro fällig. Die aktuelle Ausgestaltung bedeutete für 2024 168 Millionen Euro an Einnahmen. In anderen Ländern wird für die klimaschädliche Reiseform des Fliegens ein höherer Beitrag durch die Ticketabgabe fällig, so etwa in Deutschland. Je nach Distanz werden im Nachbarland bis zu 70,83 Euro fällig. Eine Modernisierung der Ticketabgabe, in Anlehnung an das deutsche Modell, kann den Steuerbeitrag auf rund 1,1 Milliarden Euro versechsfachen. Bei der Berechnung wird in drei Distanzklassen unterschieden: Für Flüge mit einer Distanz unter 400 Kilometer werden weiterhin 30 Euro eingehoben, 50 Euro für Strecken zwischen 400 bis 800 Kilometer und bei Strecken darüber werden 70 Euro, wie in Deutschland, fällig. Gerade die Abgabe für ultra-kurze Strecken muss angemessen hoch sein, denn hier gibt es das größte Potential von klimaschädlichen Flugreisen etwa auf die Schiene auszuweichen. Für eine 400-Kilometer Reise in den Flieger zu steigen ist Klima-Irrsinn, das ist gerade einmal die Strecke von Wien nach Innsbruck.

Nach wie vor ist Kerosin in der gewerblichen Luftfahrt von der Mineralölsteuer befreit. In Zeiten der sich zunehmend verschärfenden Klimakrise gekoppelt mit der budgetär maroden Lage in Österreich liegt es auf der Hand, Maßnahmen, die unsere Umwelt zerstören nicht weiter mit Steuergeld zu fördern. Eine Aufhebung der Steuerbefreiung von Kerosin kann jährlich 580 Millionen Euro bringen. Die potenziellen Einnahmen einer Kerosin-Besteuerung sind angelehnt an die Berechnung des VCÖ basierend auf der Mineralölsteuer von Eurosuper und entsprechen einer Hochrechnung der möglichen Einnahmen des 1. Halbjahrs 2025.

Privatjet-Flüge sind die klimaschädlichste Art zu reisen und verursachen pro Passagier:in bis zu 14-mal mehr CO2-Emissionen als ein durchschnittliches Verkehrsflugzeug. Laut Greenpeace wurden 2022 in Österreich 54.000 Tonnen CO2 allein von Privatjets ausgestoßen, trotzdem wird dieses klimaschädliche Verhalten nicht stärker sanktioniert. Hier sollte sich Österreich ein Vorbild an Frankreich nehmen. Pro Passagier:in in einem Privatjet hebt Frankreich bis zu 2.100 Euro ein. Da mit jeder weiteren Person an Board der Emissionsausstoß pro Kopf zumindest ein wenig sinkt, empfiehlt das Momentum Institut stattdessen pro Flug mit dem Privatjet mindestens 5.000 Euro als „Privatjet-Solidaritätsabgabe“ zu veranschlagen. 2022 gab es laut Greenpeace 15.088 Privatjet-Flüge in Österreich. Die Privatjet-Solidaritätsabgabe bedeutet jährliche Einnahmen von 75 Millionen Euro.

Aktuell fällt für internationale Flüge keinerlei Mehrwertsteuer an. Lediglich für Inlandsflüge hebt die Regierung den reduzierten Steuersatz von 13 Prozent ein und lukriert dadurch Einnahmen in Höhe von 3,5 Millionen Euro pro Jahr. Setzt die Regierung den Steuersatz auf die normale Höhe von 20 Prozent, bringt das insgesamt 5,3 Millionen Euro. Die Umsatzsteuer für Inlandsflüge errechnet sich aus der Passagier:innen-Anzahl auf Inlandsflügen 2024 und dem Durchschnittspreis, der für die günstigsten Flugtickets auf inner-österreichischen Strecken (Wien-Innsbruck, Wien-Graz, Wien-Klagenfurt) am 23. Oktober 2025 auf der Austrian Airlines Website angegeben waren. Die Einnahmen daraus sind also als Untergrenze anzunehmen. Zielführender wäre die Besteuerung auch für internationale Flüge. Das WIFO ortet etwa eine beträchtliche ökologische Lenkungswirkung bei geringem administrativem Aufwand, wenn die Mehrwertsteuer für den gesamten Flug im Land des Abfluges erhoben wird und würde gleichzeitig eine Doppelbesteuerung im europäischen Raum ausschließen.

Österreich kann und sollte es sich sowohl finanziell als auch ökologisch nicht mehr leisten massive Emissionsschleudern mit Steuergeld zu fördern. Gerade auch im Hinblick darauf, dass die vermögendsten 10 Prozent in Österreich 56 Prozent der hiesigen Emissionen verursachen.

Das Momentum Institut empfiehlt zumindest die Hälfte der zusätzlichen Einnahmen in den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zweckzuwidmen, um die rigorosen Kürzungen im Rahmen des Sparpakets von klimafreundlichen Infrastrukturprojekten etwas auszugleichen.

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