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EU-Vergleich: Österreich im Hinterfeld bei administrierten Preisen

Barbara Schuster
01. September 2025
EU-Vergleich: Österreich im Hinterfeld bei administrierten Preisen

Am Dienstag startet die Regierungsklausur. Im Zentrum stehen Maßnahmen, um die Wirtschaft zu beflügeln und die Inflation zu dämpfen. Fast in Dauerschleife verzeichnete Österreich eine der höchsten Teuerungsraten in ganz Westeuropa. Ein Grund dafür war, dass die Regierung nicht schnell und angemessen genug in die Preise eingegriffen hat. Diese Analyse auf Basis von Daten der Europäischen Statistikbehörde zeigt, dass Österreich generell Preise nur sehr zaghaft staatlich administriert.

Administrierte Preise sind laut Eurostat Definition Waren und Dienstleistungen, deren Preise vollständig oder überwiegend von der Regierung beeinflusst werden. Gemessen am Warenkorb, der zur Berechnung der Inflation herangezogen wird, ist in Österreich lediglich von 8,7 Prozent der darin enthaltenen Waren und Dienstleistungen der Preis administriert. Österreich belegt damit den 5. Platz jener EU-Länder, die sich am wenigsten in der Preisgestaltung involvieren.

Das Schlusslicht bildet Irland mit einem Anteil von 3,5 Prozent. Im Durchschnitt werden in den EU-Ländern 12,3 Prozent der Preise im Warenkorb administriert, der hiesige Wert liegt deutlich darunter. Gemessen am Anteil im Warenkorb, administriert Deutschland (13,9 Prozent) deutlich mehr Produkte als Österreich. Am stärksten greift die Schweiz mit einem Anteil von 30,7 Prozent in die Preisgestaltung ein.  

Preisregulierung wirkt 

Die hohe Teuerungswelle in Österreich ist zu Teilen hausgemacht. Durch mehr administrierte Preise und zielsichere Preiseingriffe, wie es viele andere EU-Länder machen, hätte die Regierung die Inflation deutlich kleiner halten können. 

Der Anstieg der allgemeinen Inflationsrate beträgt im Zeitraum von Jänner 2021 bis Juni 2025 kumuliert 27,3 Prozent. Exklusive administrierter Preise beläuft er sich sogar auf 27,9 Prozent. Bei Waren und Dienstleistungen, die staatlich administriert sind, stiegen die Preise nur um 21,4 Prozent.

Gerade die Preise in den Bereichen Lebensmittel, Miete und Energie sind regelrecht explodiert. In den letzten Jahren war die Inflationsrate für Lebensmittel systematisch höher als die allgemeine Teuerung. Während das allgemeine Preisniveau aktuell um 27,3 Prozent höher ist als noch im Jänner 2021, sind Nahrungsmittel um satte 33,7 Prozent teurer – alkoholfreie Getränke stiegen sogar um 52,2 Prozent.

Wir empfehlen, den Anteil an staatlich administrierten Preisen zu erhöhen. Allen voran bei Lebensmitteln und Energie sind Eingriffe dringend notwendig. Als guten ersten Schritt ortet das Institut die angekündigte Mietpreisbremse, die für sämtliche Mietsegmente greifen soll – allerdings sollte die Mietsteigerung auch ab 2028 mit maximal 2 Prozent pro Jahr gedeckelt werden.

Ansätze, um die Lebensmittelpreise zu senken hat das Momentum Institut erst kürzlich im Policy Brief “Lebensmittel leistbar machen” präsentiert.

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