Teilzeit ist Frauensache. Jede zweite Frau in Österreich arbeitet Teilzeit, aber nur jeder zehnte Mann. Aber die hohe Teilzeitquote von Frauen ist ein Problem. Das führt zu geringeren Einkommen, schlechteren Karrierechancen und ist ein bestimmender Risikofaktor für Altersarmut.
Was dagegen tun? Arbeitsminister Kocher möchte Teilzeit „weniger attraktiv machen“, etwa über höhere Steuern. Dahinter steht der Gedanke, dass höhere Stundenzahlen auch – leicht – höher besteuert werden. Nur: Die höheren Steuern halten ja offensichtlich auch Männer nicht davon ab, Vollzeit zu arbeiten. Die Lohnlücke hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert, Männer wählen Teilzeitarbeit seit vielen Jahren nicht.
Einiges könnten wir uns von anderen Ländern abschauen. Drei Ansatzpunkte, worüber wir besser reden sollten. Erstens: Die österreichische Zeitverwendungsstudie zeigt, dass Frauen durchschnittlich 9 Stunden pro Woche weniger in bezahlten Jobs arbeiten als Männer. Eben weil die viele Frauen Teilzeit arbeiten. Gleichzeitig leisten sie 11 Stunden mehr unbezahlte Arbeit – jede Woche.
Zweitens: Wer Vollzeit arbeitet, benötigt einen zumindest neun Stunden geöffneten Kindergarten. Damit sind aber in Steiermark oder Vorarlberg vier von zehn Kinderbetreuungseinrichtungen nicht mit Vollzeit-Arbeit kompatibel. Frauen haben meist keine andere Wahl als in Teilzeit zu gehen. Von besseren Betreuungsverhältnissen und kleineren Gruppen würden insbesondere auch Kinder profitieren. Bis dato “lösen” wir das Qualitätsproblem in der Kleinkind-Pädagogik mithilfe des schlechten Gewissens der berufstätigen Mütter.
Drittens: Vollzeit ist oft nicht der Wunsch der Arbeitnehmerin. 20 Prozent der Männer und immerhin jede zehnte Frau geben an, keine Vollzeitbeschäftigung gefunden zu haben. Teilzeit hat für Arbeitgeber Vorteile: So schreibt eine Drogerie-Kette in Österreich aktuell 33 Jobs im Verkauf aus. Davon Vollzeit: null.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für die allermeisten Frauen ein Balanceakt voller Stress, schlechtem Gewissen und Verzicht auf eigene Bedürfnisse. In Zeiten von Corona noch mehr. Wer Frauen aus der Teilzeit in die Vollzeitarbeit holen will, muss auch die Voraussetzungen dafür schaffen.
Der Text erschien zunächst als Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.
Das Problem Teilzeit hier auch als Videokommentar: