Verteilung
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full

Inflation: 6.700 Euro durchschnittliche Mehrkosten pro Jahr als noch 2020

Leonard Jüngling
17. Oktober 2025
Inflation: 6.700 Euro durchschnittliche Mehrkosten pro Jahr als noch 2020

Im Schnitt müssen Personen in Österreich im August 2025 um 562 Euro monatlich mehr ausgeben, um denselben Lebensstandard zu erhalten wie im August 2020. Mit einer effektiven Inflationsbekämpfung, wie in anderen Ländern, könnten die zusätzlichen Mehrkosten für die Bevölkerung um hunderte Euro pro Monat geringer ausfallen.

Von den monatlichen Zusatz-Kosten von 562 Euro in Österreich entfallen 76 Euro auf Lebensmittel, 49 Euro auf den Bereich Wohnen und 69 Euro auf die Energie. Weitere 140 Euro entfallen auf die Ausgaben für Gastro und Bewirtschaftung und 229 Euro auf andere Ausgaben wie etwa für Treibstoffe, Gesundheit, Freizeit und Kultur oder beispielsweise Bildung. Die Mehrkosten bei den Lebensmitteln fallen wohl moderater aus, da sich die Preise in Österreich schon vor der Krise auf einem vergleichsweise sehr hohen Niveau befanden.

Mit einer Inflationsrate wie in Deutschland, Spanien, Frankreich, der Schweiz sowie im Durchschnitt der Eurozone würden die Mehrkosten in Österreich deutlich geringer ausfallen. Mit der deutschen Teuerungsrate etwa wären es mit Mehrkosten in Höhe von 470 Euro pro Monat um 92 Euro weniger. Im Vergleich mit der durchschnittlichen Inflationsrate der Eurozone müssten Menschen in Österreich gar 127 Euro pro Monat weniger stemmen. Hätte Österreich eine Inflationsrate wie in Spanien, würden sich die Mehrkosten lediglich auf 403 Euro belaufen – um 159 Euro pro Monat weniger als mit der hiesigen Rate. Mit der französischen Inflationsrate belaufen sich die Mehrkosten in Österreich auf 361 Euro und mit Abstand die geringsten Mehrkosten, brächte eine Teuerungsrate wie in der Schweiz – nur 139 Euro Mehrkosten würden in diesem Szenario anfallen.

Bei der Analyse werden die durchschnittlichen monatlichen Konsumausgaben von Personen in Österreich im Jahr 2020 in Höhe von 1.890 Euro herangezogen und um die jeweilige Inflation seit 2020 hochgerechnet. Hätte die Regierung, wie andere Länder, frühzeitig und wirksam in die Preise eingegriffen, bliebe der Bevölkerung in Österreich zwischen rund 1.100 (DE-Rate) – 5.000 (CH-Rate) Euro mehr im Jahr.

Inflationshochburg Österreich

Dieses Bild zieht sich auch bei der Betrachtung von weiteren Ländern in Westeuropa (mit einer Bevölkerung >500.000) durch. Selbst die Mehrkosten mit der durchschnittlichen Inflationsrate der EU liegen mit 495 Euro pro Monat deutlich unter jenen in Österreich.

Die überdurchschnittlichen Mehrkosten gehen auf den Deckel der hohen Inflationsrate. Kein anderes Land in Westeuropa hat die Teuerungswelle so überrollt wie Österreich. Ein zu großen Teilen hausgemachtes Problem, das durch klug gesetzte Preiseingriffe der Regierung in dieser enormen Härte vermeidbar gewesen wäre. Während Österreich in den vergangenen fünf Jahren seit August 2020 eine aufsummierte Teuerungsrate in Höhe von 29,2 Prozent aufweist, fällt sie im Schnitt der Eurozone mit 23,4 Prozent deutlich geringer aus. Die Teuerungsrate in Frankreich (17,5 Prozent) ist um 40 Prozent geringer als in Österreich und in der Schweiz (7,3 Prozent) ist sie sogar um drei Viertel niedriger.

Aktuell sehen wir in den Lohnverhandlungen eine Tendenz unterinflationär abzuschließen – die Löhne holen so nicht zur Teuerung auf. Werden die Löhne nun aber nicht ausreichend an die Inflation angepasst, ist die Regierung gut beraten, wenigstens jetzt effektiv in die Preise einzugreifen. Ansonsten wird die Situation, gerade für jene, die jetzt schon wenig haben und am härtesten vom aktuellen Sparkurs getroffen werden, noch prekärer, als sie ohnehin schon ist.

Das Momentum Institut empfiehlt vor allem die Preise, die zur Deckung der Grundbedürfnisse fällig sind, nachhaltig und umfangreich zu bremsen. Maximale Mieterhöhungen sollten in allen Mietsegmenten maximal 2 Prozent pro Jahr betragen dürfen, auch eine Nachbesserung und Vereinheitlichung des Betriebskostenkatalogs kann die Mietbelastung weiter drücken. Bei den Lebensmittelpreisen kann eine reduzierte Mehrwertsteuer temporäre Entlastung bringen, langfristig braucht es eine Strategie die angemessene Preise garantiert, unter anderen etwa die Abschaffung des Österreich-Aufschlags. Zentral ist auch bei den Strompreisen anzusetzen, etwa durch eine Rückabwicklung der Liberalisierung des Strommarkts für Haushalte, einer Reform des Merit-Order Prinzips oder der Verstaatlichung von Gaskraftwerken.

Detaillierte Handlungsempfehlungen gibt es in unseren Publikationen und Analysen:

Anzeige
Alles
Text
Grafiken
filter filter